Manchmal braucht es Einschränkungen, damit neue Wege beschritten werden, solche, die vorher schon möglich waren, aber kaum denkbar schienen. So wie etwa der musikalische Dialog zwischen dem Pianisten Lars Duppler und seinem Drummer-Kollegen Jens Düppe, der im Corona-Lockdown entstand, als also jeder auf Distanz bedacht war und trotzdem den Zusammenhalt suchte. Beide haben ihre eigenen Proberäume in ein und demselben Haus, sogar nebeneinanderliegend. Das wollten die beiden nutzen. Kurzerhand verlegten sie ein paar Kabel quer durch den Flur, setzten sich Kopfhörer auf, und schon konnten sie zusammenspielen, ohne zusammen zu sein. Das Ergebnis haben die beiden Jazzer nun zusammen mit Saxofonist Dennis Gäbel im Pantheon präsentiert und dabei zugleich die Reihe „Jazz in Concert“ von Thomas Kimmerle wiederbelebt.
Eigenwillig ist das Ergebnis schon: Mal groovt das Trio ganz entspannt dahin, so wie bei dem fantastischen „Mindkeeper“ mit herrlichen Soli von Duppler und Gäbel, dann wieder stürzt es sich in
wilde Modern-Jazz-Kompositionen wie etwa bei „Tabori“, in denen jeder unabhängig voneinander Klänge aufschichtet und seinen eigenen Weg geht, bis sich aus diesem Wirrwarr irgendwann klare Linien
herauskristallisieren und das scheinbare Chaos eine Ordnung erhält. Meist obliegt es Gäbel, den roten Faden zu spinnen und die Verbindungen zwischen dem Rhodes- und Moog-Enthusiasten Duppler und
dem Akzent-begeisterten Düppe zu erden, was ihm mit seinem gefühlvollen Spiel mühelos gelingt. Erst in dieser Trias offenbart sich die Eleganz der komplexen Stücke, die das Publikum auch durchaus
zu würdigen weiß. Man muss sich nur darauf einlassen.
Neben den Kompositionen, die Duppler und Düppe aus der Vernetzung ihrer Kölner Probenräume heraus kreiert haben und die in wenigen Tagen auf der CD "Unbound" veröffentlicht werden, greift das
Trio bei ihrem Konzert auch andere Werke auf, die ersterer zu verschiedenen Anlässen geschrieben und später für die aktuelle Besetzung arrangiert hat. Dazu gehört das melancholische "The Ransom",
das von einem Album stammt, das Duppler innerhalb von 24 Stunden geschrieben hat, oder auch die "Rooftop Serenade", die ursprünglich für einen Kurzfilm von Dupplers Bruder gedacht war und bei dem
Gäbel kurzerhand zur Bassklarinette greift. Auch diese Stücke muss man sich gewissermaßen erarbeiten, um sie genießen zu können, und so manche freien Passagen fordern die Zuhörer immer wieder
heraus. Doch bleibt die Musik immer greifbar, driftet nie zu sehr ab, sucht und findet immer wieder den Weg zurück zur Stringenz. Das Publikum ist auf jeden Fall begeistert und feiert diesen
Auftakt von "Jazz in Concert", dem hoffentlich bald weitere Termine folgen werden.
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