Elke Heidenreich: Musikgespräch unterm Wolkenzelt

 Was genau an diesem Donnerstagabend erwartet werden darf, weiß niemand. Nicht die gut 80 Gäste, nicht die Thalia-Mitarbeiter, selbst die beiden Akteure nicht. „Musikgespräch“ steht im Veranstaltungsplan für den Kuppelsaal im Metropol, ohne weitere Erläuterung – ganz bewusst. Es ist ein Experiment, gibt Initiator Christoph Vratz, seines Zeichens anerkannter Musikredakteur aus Köln, gleich zu Anfang zu: Ein Gespräch über die Leidenschaft zur Musik, ohne Skript und doppelten Boden. Mit Elke Heidenreich hat er dabei genau die richtige Gesprächspartnerin gefunden.

„Musik ist meine große Leidenschaft“, sagt die Autorin und Ex-Moderatorin der Sendung „Lesen“ – und die Gäste unter dem gemalten Wolkenhimmel im Kuppelsaal merken sofort, dass das stimmt. Von Bach („der sitzt im Himmel neben Gott“) über Mozart bis hin zu dem hoch verehrten Verdi und dem sie zu Tränen rührenden Strawinsky weiß Elke Heidenreich zu erzählen: Anekdoten oder persönliche Erlebnisse, die der das Gespräch exzellent leitende Vratz mit bemerkenswerter Eleganz und feinem Witz herauszukitzeln vermag und zu denen er immer den passenden musikalischen Einspieler parat hat.

 

Vor allem die Oper hat es Elke Heidenreich angetan; der Mutter sei's geschuldet, sagt sie. Diese hätte früher immer die Arien aus dem Radio mitgeträllert. Und als die junge Elke erstmals die „Zauberflöte“ sehen durfte, war es um sie geschehen. Ein- bis zweimal die Woche gehe sie in die Oper, sagt sie – zudem hat sie jahrelang bei dem Kinderoper-Projekt in Köln mitgewirkt, hat Texte übersetzt, gereimt, gekürzt und sich anschließend über leuchtende Kinderaugen gefreut. Kein Zweifel, Elke Heidenreich lebt für die Oper. Daher bringt sie die Situation in Köln (und in Bonn) auch auf die Palme. Warum werde immer als erstes an der Kultur gespart, kritisiert sie, dabei seien das doch unsere Wurzeln. Die Antwort hat auch der gut informierte Christoph Vratz nicht. Dafür aber die auf eine andere Frage: Ja, das Experiment ist gelungen. Fortsetzung erwünscht.

 

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