Ganz großes Kino in der Oper: Zwei Tage dauerte in diesem Jahr die Gala zum Prix Pantheon, einem der wichtigsten Kleinkunstpreise Deutschlands. Immerhin feierte der Bonner Kabarett-Tempel nebenbei auch noch sein 25-jähriges Bestehen. Viele Künstler sind mit dieser Institution groß geworden, haben sich hier ihre ersten Sporen verdient, zum Teil selbst den Prix gewonnen und Karriere gemacht. So dürfte es nicht überraschen, dass zahlreiche Stars der Kabarett- und Comedy-Szene ihre Aufwartung machten. Also eigentlich wie immer, nur größer und länger.
Doch nicht nur der Veranstaltungsort hatte gewechselt, auch die Moderation lag in neuen Händen. Fritz Litzmann (alias Ober-Pantheonike Rainer Pause) übergab den Stab an Eckart von Hirschhausen
und zog sich mit seinem langjährigen Busenfreund Hermann Schwaderlappen (Norbert Alich) in Waldorf-und-Statler-Manier in die Intendanten-Loge zurück. Im Gegensatz zu den Muppet-Kritikern
kommentierten die beiden altgedienten Herrschaften die weiteren Geschehnisse der Gala aber nicht. Schade – das wäre interessant gewesen. Stattdessen riefen sie zur Solidarität mit Griechenland
auf („Jeder ist Grieche – fast überall“) und verteilten Kehrpakete. Fritz und Hermann sind letztlich doch gütiger als Waldorf und Statler.
Auf der Bühne gaben sich derweil Kabarettisten und Comedians (sofern man da überhaupt noch einen Unterschied machen kann) ein Stelldichein. Hennes Bender regte sich über „Smartphone-Wichser“ auf,
die im Zug lautstark mit ganzen Städten telefonieren, die erfreulicherweise nicht Röhrenjeans tragende Carolin Kebekus über Schlachtgesänge, Bierbäuche und Balzgehabe von Fußballfans, und Piet
Klocke über die böse Evolution, die den Hummeln nicht gesagt hat, dass die besser laufen statt fliegen sollten (aber wer weiß, vielleicht können die beides nicht). Dazu noch musikalische
Absurditäten von Rainald Grebe und Hagen Rether, ein überraschend überzeugender Auftritt von Dave Davis ohne sein Alter Ego Motombo Umbokko, Kurzlesungen von Horst Evers und vieles mehr.
Zwischendrin dann Ehrungen, zumindest am Mittwochabend. Den Jurypreis („Frühreif und Verdorben“) durften sich die „Rettungsschwimmerin des Deutschen Humors“, Christine Prayon, und Puppenspieler
Michael Hatzius teilen – nur wer ist „frühreif“, wer „verdorben“? Die Frau, die in einem in einen Streit ausartenden Frühstücksgespräch mehr Kosenamen als Schimpfworte verwendet, oder der Mann,
der mit einem Arm im Hintern einer mehrere tausend Jahre alten Echse steckt? Letztere dürfte den Ausschlag geben: „Frühreif“ kann dieses Reptil mit der Helmut-Schmidt-Gedenkzigarre, das die
Verlesung der Laudatio prägnant mit „Die Echse ist geil“ zusammenfasst, wahrlich nicht bezeichnet werden.
Der Publikumspreis, für den Zuschauer und Fans mehrere Wochen lang im Internet abstimmten konnten, ging erstmals seit 1998 wieder an eine Gesangsformation: Maybebop freute sich tierisch über die
Auszeichnung und sorgte mit einem rammsteinifizierten Medley von „Mein kleiner grüner Kaktus“ und „Veronika der Lenz ist da“ für einen der Höhepunkte des Abends. Musikalisch auch der Ehrenpreis,
den Konstantin Wecker für seine aufwühlenden Protestsongs, sein Rebellentum und seine unerschöpfliche Leidenschaft in Empfang nehmen dufte. Und schließlich der erstmals vergebene, mit 5000 Euro
dotierte Sonderpreis „Geben & Nehmen“, den das Pantheon an den leider abwesenden und nur per Videobotschaft kommunizierenden Roger Willemsen für dessen langjähriges Engagement vor allem in
Afghanistan verlieh.
Irgendwann waren dann alle Trophäen verliehen, alle Lieder gesungen, alle Witze erzählt. Schluss mit lustig? Von wegen – nach der Gala ist vor der Party. Die Fred Kellner Band sorgte zusammen mit
den fabelhaften Soulsisters Susanne und Anke Engelke für die entsprechende Stimmung, so dass der Prix Pantheon so endete, wie er begann: Mit jeder Menge guter Laune.
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