Die Harmonie ist brechend voll, das Publikum jubelt begeistert. Natürlich, das ist Tradition bei einem Dirty-Deeds-Konzert. Gleich drei davon spielt die Bonner AC/DC-Coverband jedes Jahr in der Weihnachtszeit auf der Endenicher Bühne, fröhliche Nikolausfeiern für eingefleischte Rock-Fans, die alle innerhalb kürzester Zeit ausverkauft sind. Dabei hämmert das Schlagzeug, krachen die Gitarren, wummert der Bass, liegt die Stimmung bei mindestens 220 Volt, während Sänger Alex „Panzer“ Kaiser in bester Bon-Scott-Manier einen Hit nach dem anderen ins Publikum schmettert, das nie um eine Antwort verlegen ist.
Kein Zweifel, Dirty Deeds sind inzwischen Kult. Und das zu Recht – die musikalische Ähnlichkeit zu AC/DC ist verblüffend. Neben dem nach Scott klingenden „Panzer“ im Brian-Johnson-Outfit ist es
dabei vor allem Volker „Vangus“ Voigt, der für das nötige Flair sorgt: In Schuluniform, aufgeklebten Hörnchen und zu Anfang dickem Nikolausmantel jagt er wie einst Angus Young im Duckwalk über
die Bühne, steht nie still, ist omnipräsent – und spielt einfach großartig. Zwar ohne die feine Dynamik seines Vorbilds und ohne die bei diesem üblichen ausgedehnten Soli (dafür fehlt einfach die
Zeit), aber mit jeder Menge Power und einer fantastischen Virtuosität lässt er seine Finger über die Saiten tanzen und erweckt zusammen mit der Band Hits wie „TNT“, „Thunderstruck“ oder „Highway
to Hell“ zum Leben; für „Hell's Bells“ nutzt Dirty Deeds sogar eine Totenglocke, die Sänger Alex mit dem Mikro symbolisch anschlägt. Immer feste drauf. Aufwachen, abrocken. Obwohl doch schon alle
eifrig dabei sind. Aber das gehört eben zur Show – und zur Tradition. Ebenso wie eine kleine Portion Young-Wahnsinn an anderer Stelle: Bei „The Jack“ beginnt Vangus einen Strip, zieht seine
Krawatte zwischen seinen Schenkeln hindurch und zeigt sogar kurz, ganz kurz nur, den blanken Hintern.
Mit zwei Rampensäuen auf der Bühne bleibt für den Rest der Band nur eine Nebenrolle. Gitarrist Frank „KnutA“ Glienke kommt nur dann ins Licht, wenn er beim Chorus aushelfen soll, und hält sich
ansonsten in den Schatten der leider an Licht-Effekten etwas armen Bühne auf. Gleiches gilt für Wolfgang „Gonzo“ Hintze, immerhin die rhythmisch treibende Kraft der Dirty Deeds, und für Bassist
Holger Jan Schmidt, dessen Lockenpracht sich als einzige ansatzweise für ein ordentliches Headbanging eignet. Egal – Hauptsache, das Konzert rockt. Und das tut es. Hart und gut. Jeder Hit ein
Treffer. So wie es sein muss.
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