Der 1. Dezember ist für Guildo Horn immer ein besonderes Datum: Die Adventszeit beginnt, Heiligabend rückt immer näher – und die alljährliche Weihnachtstour startet. Am Samstag war es wieder soweit, der Meister hatte in die Harmonie geladen. Und die Jünger folgten. Immerhin hält das Horn in der Regel, was es verspricht, reißt Mauern des Trübsals ein und versprüht Freude und Besinnlichkeit. Halleluja.
Tatsächlich gelingt es dem Schlagerbarden von der ersten Sekunde an, die Menge in seinen Bann zu ziehen. Und das mit Weihnachtsliedern! Wenn auch nicht ganz alltäglichen: Aus „YMCA“ wird „Es
weihnachtet sehr“, aus „The Winner takes it all“ „Mein Freund der Tannenbaum“ und aus dem Hot-Chocolate-Titel „I'll put you together again“ das wirklich schöne „Wenn doch jeden Tag Weihnachten
wär“. Rock-Hits im neuen, roten Gewand – und Guildo Horn schreckt dabei vor nichts zurück. Selbst Queen muss dran glauben, während der sich inzwischen seines Nikolaus-Mantels und seiner Mütze
entledigte singende Weihnachtsmann heiße Maronen anpreist und Gitarrist August Schrader von den Orthopädischen Strümpfen die Gehörgänge mit einer ärgerlicherweise blechern klingenden Gitarre
malträtiert. Auch wenn es dem begeisterten Publikum egal ist, das fröhlich jede einigermaßen bekannte Textzeile mitsingt und jedem noch so kleinen Fingerzeig des Meisters folgt: Das geht doch
besser.
Und es wird besser. Wenn auch weniger besinnlich. Nach der ersten Stunde mutiert die Weihnachtsfeier zur Fiesta Mexicana. „Das ist kein Weihnachtslied im klassischen Sinne“, gibt Guildo Horn zu.
Spielt aber eigentlich keine Rolle – darauf hat die Menge nur gewartet. War sie in der ersten Hälfte schon in bester Partystimmung, ist sie nun völlig außer Rand und Band, tanzt Samba mit dem
„Puppenspieler von Mexiko“, schmettert ein ziemlich rockiges „Ti amo“ und hat die Hände fast dauerhaft in der Luft. Und Horn? Wirkt irgendwie noch lebendiger, authentischer als zuvor, auch wenn
ihm die schweißnassen Haare am Gesicht kleben und er von der dicken Luft im Saal sichtbar ermüdet wird. „Hier drin riecht es wie im Pumakäfig“, sagt er. Doch für ihn noch lange kein Grund,
abzutreten, ebenso wenig wie die Beharrlichkeit des Publikums, auf 1 und 3 zu klatschen, auch wenn der Meister es mal andersrum möchte. Ist schließlich nicht böse gemeint, denn ansonsten tun die
Fans alles, was gewünscht wird, werden sogar zu Tannenbäumen, Schnee und Wind und sorgen noch einmal für festliche Stimmung. Horn verteilt im Gegenzug Geschenke: etwa eine großartige Performance
bei „17 Jahr, blondes Haar“ und ein besonders langes, eigentlich perfekt in die Adventszeit passendes „Wunder gibt es immer wieder“. Dann können die Festtage ja kommen.
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