„Krass“ ist das Wort des Abends. Das deutsche „krass“, nicht das englische, das eher mit „unhöflich“ oder „strohdumm“ übersetzt werden kann. Nein, jenes „krass“, das nach Aussage eines Pantheon-Besuchers das allgegenwärtige, begeistert ausgestoßene „geil“ ersetzt hat und das nun zur Beschreibung der „House Jacks“ herangezogen wird. Immer und immer wieder. Schon zu Beginn der Show des US-A-capella-Quintetts wird Beatbox- und Gesangstalent Nick kurzerhand zum „King of krass“ erklärt, als er die ersten Töne von Gnarls Barkeleys „Crazy“ anstimmt. Passt zum Rest des Abends, der den Abschluss des diesjährigen a-capella-Festivals bildet.
Etwas verrückt sind die House Jacks tatsächlich. Mit sichtlichem Spaß albern sie auf der Bühne herum, nicht so verkrampft wie manche deutsche Formation, sondern locker, spontan, cool. Und crazy:
So wird mal eben ein Herz auf einen Kaktus gespießt, während ein Todesstern über Brasilien schwebt und Lichtschwerter durch die Luft sausen. Natürlich alles a capella. Eine köstliche Stimmung,
die auch sofort auf das Publikum übergeht. Schnipsen, klatschen, stampfen, singen oder zum Schlagzeug mutieren – das Pantheon macht alles begeistert mit und unterstützt tatkräftig die House
Jacks, die vor allem mit selbst geschriebenen Songs in teils wunderschön engen Harmonien auftrumpfen. Diese haben eine bemerkenswerte Bandbreite: Neben typischen Boyband-Songs finden sich auch
Rock-Nummern, Country-Balladen und sogar ein Bossa Nova.
Doch den größten Erfolg haben die Jacks mit Cover-Versionen. So sorgt Superbass Antonio Medrano mit Billy Idols „White Wedding“ für einen der Höhepunkte des Abends – zumindest bis das
Song-Trashing ansteht. Auf Zuruf trällern die fünf Stimmakrobaten jedes beliebige Stück, manchmal ernsthaft, meistens aber nicht. Vor allem „Mein kleiner grüner Kaktus“ wird gnadenlos verhunzt,
soll als Country-Song geliefert werden und klingt eher nach dem Zerrbild eines bayerischen Volksliedes. Wahrscheinlich war den Jungs der Comedian-Harmonists-Hit lediglich vom Titel her geläufig.
Bei den anderen Wünschen (mit Ausnahme von Triggerfinger) lief es besser: „Smells like teen spirit“ klingt besoffen aber gut, „Bed of Roses“ gelingt ebenso hervorragend wie der Gangnam-Style, und
David Hasselhoff geht verdientermaßen unter. Und dann dreht das Quintett noch einmal auf, liefert mit Led Zeppelins „Kashmir“ eine unglaubliche a-capella-Version ab, bei der John „The Beast
unleashed“ Pointer, der ansonsten eher als exzellenter Beatbox-Partner von Nick Girard überzeugt, endlich einmal röhren kann, was das Zeug hält. Dafür gibt es nur ein Wort: Super-krass.
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