Textsicher ist das Publikum ohne Frage: Einige, die am Samstag zum 10. Bonner Irish Folk Festival (BIFF) in die Harmonie gekommen sind, singen sogar das gälische Protestlied „Oró Sé do Bheatha 'Bhaile“ lauthals mit – bei Klassikern wie „Dirty Old Town“ oder „Carrickfergus“ stimmt fast der gesamte Saal mit ein. „Five Alive 'O“ sind begeistert. Die Iren um Bodhran-Spieler Sean Reeves dürfen als zweite Band des Abends alte Weisen und neue Songs präsentieren und geben ordentlich Gas.
„Gallway Girl“, „Cunla“ oder „Step it out“ kommen gut an – letzteres ein Vorgeschmack auf die neue CD des Sextetts, die am 9. März 2013 auf eben jener Bühne vorgestellt werden soll, auf der jetzt
Reeves ganz langsam und bewusst schräg eines der berühmtesten Stücke der Grünen Insel anstimmt: „The Irish Rover“. Die Fans toben und wissen zugleich, dass es gleich noch eine Ladung irischer
Musik gibt. Wäre auch schade, wenn der Abend schon zu Ende wäre.
Drei Bands, drei Stunden Jigs, Reels und Traditionals. Gleich zu Beginn hatte die Bonner Formation Currach für Stimmung gesorgt, etwa mit einer großartigen und vor allem nicht ganz so trägen
Version von „The Foggy Dew“, bei der Sängerin Ellen D. Jeikner all ihr Gefühl in die wundervollen Strophen legte. Schon das zweite Highlight des Abends – zuvor hatte sich bei einer kleinen
Tanzlektion der ganze Saal zu bretonischen Klängen gedreht. Currach-Mitglied und BIFF-Organisator Uwe Beyer ist auch jetzt noch von diesem Moment begeistert: „Ich hätte nicht gedacht, dass
wirklich alle mitmachen.“ Haben Sie aber.
Inzwischen steht mit Alalé, die dank der Unterstützung der Alfred und Cläre Pott Stiftung eingeladen werden konnten, die dritte Jubiläumsfestivalband auf der Bühne und hebt die ohnehin grandiose
Stimmung auf ein neues Level. Nur zum Mitsingen ist nichts dabei – dafür jede Menge flotter Instrumental-Stücke, bei denen die Band zum Teil galizische und irische Klänge mischt und so einen
frischen Sound erschafft. Dazu exzellente Musiker, allen voran Gabriel G. Diges, der mit seiner Querflöte mindestens ebenso energetisch ist wie Jethro-Tull-Frontmann Ian Anderson. Wieder einmal
tobt die Menge; ein junger Mann setzt gar zum Headbanging an, lässt es dann aber lieber und springt stattdessen frenetisch auf und ab. Besser geht’s kaum.
Und dann ist der Abend doch zu Ende. Alle drei Bands spielen noch gemeinsam ein letztes Reel, dann ist Schluss. Zumindest in der Harmonie. Denn die Musiker und einige eingeschworene Fans haben
noch lange nicht genug. Jam Session im Fiddler's. Na dann: Sláinte.
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