Irgendwie dreht sich alles um Angela. Na ja, fast alles. Die schwarze Mamba der Politik, die gerne mal politisch unliebsamen Störenfrieden mit einem unhörbaren „Palimpalim“ ihr Vertrauen ausspricht und sie dann eliminiert, ist eines der Lieblingsziele des Schlachtplatten-Quartetts, das in halb neuer Besetzung am vergangenen Montag im Bonner Pantheon aufgetreten ist. Die beiden altbewährten Satire-Metzger Robert Griess und Jens Neutag haben mit dem Pott-Poeten Matthias Reuter und der weiblichen Antwort auf Hagen Rether, Barbara Ruscher, zwei hervorragende Kollegen hinzugezogen, um einige der Themen des vergangenen Jahres mit dem verbalen Schlachterbeil fachgerecht zu zerlegen. Euro-Krise, Ärztevergabestelle und Betreuungsgeld, Rösler, Wulff und Steinbrück – alles im Angebot.
Dabei greift das Schlachtplatten-Quartett auch auf bereits abgehangenes, teilweise gar schon mehrfach wiedergekäutes Material zurück. Wieder der plakative Hinweis auf die späte Rache des Vietkong
in Gestalt des FDP-Vorsitzenden, so als wäre es die Herkunft Röslers, die Schuld an seiner politischen Unbeholfenheit ist; wieder die aufgewärmten Klischees über die Schulden Griechenlandes; und
wieder das Jammern über die ewig gleichen Gäste in den ewig gleichen Talkshows – wobei Barbara Ruscher und Jens Neutag letzteres mit einem brillanten Sketch wenigstens neu verpacken und so ganz
nebenbei die Erinnerungs- und die Wandlungsfähigkeit mancher Politiker auf die Schippe nehmen. Wäre auch in anderen Bereichen eine gute Idee gewesen. So etwa in Neutags Erklärung der
„christlichen Kultur“, bei der er Katholiken in die Nähe des Kannibalen von Rothenburg stellt und ohne Grund – und vor allem sachlich falsch – die unsägliche „Killerspiel“-Debatte aufwärmt. Kein
glücklicher Ansatz.
Erfreulicherweise sind derartige Missgriffe die Ausnahme. Insbesondere die beiden Neulinge begeistern: Matthias Reuter überzeugt mit intelligenten, kritischen Songs über präsidiale
Glaubwürdigkeit und Vorurteile im ICE (letzteres einer der Höhepunkte des Abends), während die von Auftritt zu Auftritt immer besser werdende Barbara Ruscher mit ihren Geschichten von
Dinkel-Weckmännern, Seehofer-4 und FAZ-gewickelten Klugscheißer-Säuglingen für Zwerchfell-Kater sorgt. Robert Griess sorgt derweil als gegen die Düsseldorfizierung kämpfender
Unterschicht-Revoluzzer Stapper für Stimmung, während Jens Neutag im Bodensatz der Ballermann- und Aprés-Ski-Kiste fischt, die Amigos, die Atzen und Tim Toupet zitiert („Ich hab ne Zwiebel auf
dem Kopf, ich bin ein Döner“) und dabei noch nicht einmal übertreibt, so sehr sich mancher Zuschauer dies auch bei der Präsentation der lyrischen Blutergüsse wünschen würde. Dazu noch
gemeinschaftliche Sketch- und Theaterprojekte – lecker. DA verleidet selbst der ein oder andere Merkelsche O-Ton nicht den Appetit.
Nach gut zweieinhalb Stunden Programm ist das Publikum gesättigt – und zufrieden. Die kleinen störenden Fettränder sind vergessen, zurück bleibt die Erinnerung an eine große Auswahl mit
exzellenten Filetstücken und einer guten Halb-und-halb-Hack-Mischung aus kollektivem, als modernes Regietheater bezeichnetem hintersinnigem Blödsinn und gut gewürzter Gesellschaftskritik.
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