So sieht also ein singendes Sixpack aus: Ein König, eine Prinzessin, eine Fee, ein Prinz, ein Zwerg und das Böse haben sich zusammengetan, um das Märchenland von der Unterdrückung durch die hänselnde Gretel zu befreien und den King of Kings zu finden (also Elvis). Auf ihrer Rettungsmission stolperten die klischeebeladenen Figuren auch durch das Haus der Springmaus. Klingt albern – und zugleich verdammt gut. Denn während die Klamauk-Handlung des Programms eher Richtung Humor-Hölle weist, schraubt sich die gesangliche Qualität in die entgegengesetzte Richtung. Nicht zuletzt dank des wahrscheinlich besten Countertenors in der a-capella-Welt.
Tolle Stimmen, knackige Arrangements und exzellente Harmonien: „Six Pack“ kann ohne weiteres für sich in Anspruch nehmen, zu den Top-Vokalensembles des Landes zu gehören. In der Springmaus war
dies spätestens nach dem Beach-Boys-Hit „Girl from New York City“ klar – und wurde danach noch klarer. Bei „Hijo de la luna“ brachte der „Zwerg“ Bernd Esser den vollen Klang seiner Kopfstimme
ein, schraubte sich in immer größere Höhen, ohne dabei dünn, gequält oder auch nur gepresst zu klingen. Ein ganz großer Auftritt, den Esser im weiteren Verlauf des Abends noch mit einer
klassischen Arie zu übertrumpfen verstand. Bei der Zusammenstellung der Stücke hatte das „Six Pack“ versucht, jeden Geschmack zu bedienen. Schlager wie „Schickeria“ waren ebenso im Programm wie
das inzwischen zu Tode interpretierte „Dancing Queen“ oder ein „Boney M Medley“, daneben huldigte das Sextett Paolo Conte, Robbie Williams und Sting. Sogar Thomas D. Setzten die Bayreuther mit
einer erstklassigen Umsetzung von „Million Voices“ ein Denkmal. Nur vom gesuchten King Elvis fehlte jede Spur. Schade.
Also alles wunderbar? Nicht ganz – denn leider gelang es dem Six Pack immer wieder, das durch ihr musikalisches Talent so schnell erreichte hohe Niveau wieder in Richtung Keller zu verlassen.
Schuld war die groteske Rahmenhandlung, die es mit den Albernheiten regelmäßig übertrieb. Geschichten aus dem Märchenland? Von wegen – eher aus Banalien oder Absurdistan. Zumal die Six Packer
zwar alle hervorragende Sänger, aber deswegen noch lange nicht ebensolche Schauspieler sind. Vor allem Andy Sack, Küken der Truppe und neben Esser deren bester Sänger, nervte als Fee, statt zu
verzaubern. „Liebe Kinder“ – diese Anrede mehr als einmal in einen Saal voller Erwachsener zu richten, ist nicht lustig, sondern hochnotpeinlich. Besser machte es etwa Markus Burucker, der als
Inkarnation des Bösen mit jeder Menge (Selbst-)Ironie der Show so manchen Reinfall gerade so ersparte. Am Ende blieb dennoch ein flaues Gefühl im Magen. Wie nach einer Achterbahnfahrt zwischen
musikalischem Olymp und komödiantischem Hades.
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