Albern ist Pflicht: Völlig überzeichnet stolpern Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews, besser bekannt als die drei ???, auf der Suche nach dem Superpapagei über die Bühne des ausverkauften Brückenforums, während das dazugehörige Hörspiel den Ton angibt und den Darstellern auf ihrer Abschiedstournee ein letztes Mal die Worte in den Mund legt. Die geben sich dafür dem Klamauk hin, sind moderne Clowns und zugleich liebevolle Parodisten, die die Kult-Kassetten der 80er Jahre mit Genuss aufs Korn nehmen. Und dafür ausgiebig gefeiert werden.
Seit 15 Jahren zieht das Vollplaybacktheater nun schon mit ihren Shows durch die Republik, jetzt geht es dem Ende entgegen. Mit „Die drei ??? und der Superpapagei“ will das Sextett noch einmal
eine Tour de Force durch das Hörspiel-Universum bieten – und da das Original-Band nur etwa 40 Minuten lang ist, werden kurzerhand einige andere Figuren integriert, allen voran Geisterjäger John
Sinclair, seines Zeichens Sohn des Lichts und Träger eines heiligen Kreuzes sowie einer mindestens ebenso legendären goldenen Haartolle. Aber auch TKKG-Häuptling Tarzan, Benjamin Blümchen,
Super-Auto K.I.T.T., Dieter Bohlen und die beiden Auftragskiller Jules Winnfield und Vincent Vega aus „Pulp Fiction“ machen ihre Aufwartung und integrieren sich mal mehr, mal weniger in die
Bühnenhandlung. Macht aber nichts: Das Publikum feiert jeden neuen Auftritt frenetisch. Der Kult-Status verzeiht vieles.
Das Vollplaybacktheater setzt ganz bewusst auf eine verrückte Inszenierung mit billigen Requisiten, hat den Trash zur Kunstform und zum Kult erkoren. Dabei hebt es auch mal in Pirandello-Manier
die Grenze zwischen Fiktion und Wirklichkeit auf: In der zweiten Hälfte fällt Justus Jonas der Kasettenrekorder mit dem Hörspiel in die Hände, dessen Stop-Taste der Erste Detektiv mit
diabolischem Grinsen missbraucht, um seinen Freunden Peter und Bob diverse Streiche zu spielen. Das Auswechseln der Bänder hat dagegen unerwartete Nebenwirkungen. Eine exzellente Idee, bei der
sowohl Standfestigkeit als auch Wandelbarkeit der Darsteller auf eine harte Probe gestellt wird.
Mindestens ebenso großartig albern wirken die Musikszenen: Da tanzt der arme, abgefüllte Onkel Ramos zu „Tequila“, die ??? im Wayne's-World-Stil zu „Bohemian Rhpasody“ und einige Untote zu
Michael Jacksons „Thriller“. Ziemlich schräg, aber auch irre. Und komisch. Choreographischer Höhepunkt ist allerdings die finale Schuss- und Kampfszene nach Matrix-Art. Ein würdiges Ende einer
völlig verrückten Abschiedsshow, die nur dadurch litt, dass die Saaltüren fast schon im Minutentakt geöffnet wurden, weil einige Zuschauer anscheinend die Pause während der Veranstaltung nicht
sinnvoll zu nutzen verstanden. Schade – das engagierte Vollplaybacktheater hätte besseres verdient.
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