Was ist das nur für ein ungewöhnliches Wesen, dass da fröhlich auf der Bühne des KunstRasens von einer Ecke zur anderen springt, quietscht, lacht, jubelt und gerne mal auf einer unsichtbaren Trompete spielt? Ein Kind, eine Fee oder einfach nur eine lebenslustige und zugleich unglaublich erfolgreiche Musikerin? Irgendwie ist Zaz all das auf einmal. Kein Wunder, dass gut 7000 Fans bei traumhaftem Sommerwetter (ja, so was soll es geben) in die Bonner Rheinauen kamen, um das französische Ausnahmetalent live zu erleben. Schon um 18 Uhr ging das Miniaturfestival los – gleich zwei exzellente Vorbands hatte Zaz mitgebracht, um die Menge in Stimmung zu bringen. Hat funktioniert: Der französische Blues- und Rockmusiker Charles Pasi überzeugte ebenso wie die hübsche Newcomerin Kyla La Grange, die mit melancholischem Indie-Rock ihren bisher größten Auftritt bravourös absolvierte. Wer nicht dabei war: Im Internet in die Musik dieser Künstler reinhören. Es lohnt sich.
Und jetzt ist also Zaz da. Wie ein Wirbelwind legt sie los, übers ganze Gesicht strahlend – endlich darf ich wieder singen, scheinen die funkelnden Augen sagen zu wollen. Ihre Stimme ist etwas
angeraut durch die lange Tournee, dafür aber noch wandlungsfähiger, noch freier als sonst. Mit „Les passants“ gibt sie von Anfang an Gas, vermischt Jazz, Rock und Nouvelle Chanson zu dieser
unvergleichlichen Mischung, die nach Lebensfreude schmeckt, nach Petit Fours, Cidre und Feenstaub. Innerhalb von Sekunden zieht die flippige Sängerin das Publikum in ihren Bann – als sie das
erste Mal um Unterstützung bittet, ertönt aus tausenden Kehlen ein „Shabadabada“, dessen Lautstärke Zaz perfekt regulieren kann. Andere Künstler wären schon an den Silben und Rythmen
gescheitert.
Fast während des gesamten Konzerts läuft bei Zaz der Turbo, mit Lachgaseinspritzung. Ruhephasen gibt es nur wenige: Etwa bei der wunderschönen neuen Ballade „Petit Homme“ oder dem Piaf-Cover
„Dans ma rue“, dessen lange Anmoderation zwei schnell aus dem Publikum rekrutierte Jugendliche spontan übersetzen müssen (eine tolle Leistung). Doch das ist immer nur die Ruhe vor einem neuen
Sturm. Irgendwann stellt sich Zaz sogar an ein paar Klangschalen, stimmt mystische Gesänge an – und wechselt dann abrupt zu ihrem fetzigen Top-Hit „Je veux“, den ein großer Teil des Publikums
sehr zur Freude der quirligen Französin ohne Probleme mitsingen kann. „Ich will Liebe, Spaß und gute Laune“ heißt es da. Der Wunsch hat sich erfüllt.
Bis 22 Uhr begeistert Zaz das Publikum, will eigentlich gar nicht mehr aufhören. „Ich werde mich nicht ändern“ verspricht sie in einem Überraschungslied, das sie tatsächlich auf deutsch singt und
immer wieder anstimmt, immer weiter in die Länge zieht, weil es so viel Spaß macht. Es ist das beste Versprechen, das Zaz hätte geben können.
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