„Herzlich willkommen im Pantheon-Casino zum kollektiven Selbstmord“, ruft dieser seltsame Kuttenträger, bevor er in die Knie geht, die Arme anwinkelt und mit den Ellenbogen wedelt. Ententanz heißt das normalerweise. Totentanz in diesem Fall. Denn es ist der Schnitter höchstpersönlich, der da auf der Bühne steht und die Anwesenden, darunter 15 Angestellte des Bonner Bestattungshauses Muss, von einem Lachanfall in den nächsten führt. Todesursache Zwerchfellversagen. Erst Fan werden, dann Kunde.
Doch wenn es nach dem Tod geht, sollte zwischen diesen beiden Zuständen zumindest etwas Zeit vergehen. Denn der Sensenmann hat ein Imageproblem: Die meisten Menschen fürchten ihn, und wenn sie
ihn herbeisehnen, dann eher für andere als für sich selbst. „Häufig kriege ich Briefe: Lieber Tod, hilfst du auch bei Eheproblemen?“, erzählt er mit seiner ungewohnt hohen Stimme, die automatisch
nach dem versteckten Rosa in seinem schwarzen Gewand suchen lässt. Um die Antwort zu geben: Ja, er hilft. Nur wem? Und hilft das, sein Ansehen zu verbessern? Eher nicht, hat sich Freund Hein
gedacht und steht seitdem auf deutschen Bühnen, um für einen Mordsspaß zu sorgen. Was ihm auch ganz gut gelingt.
Eigentlich, so sagt der Tod, sei er gar kein so schlechter Kerl. „Aber mir traut man ja alles zu“, sagt er – selbst dass er sein Publikum nicht in Ruhe lasse. Doch die Kutte kann sich
beherrschen. Was man von seinem Haustier nicht behaupten kann. Mauzi, die Kamikatze, eine aus zwei Golfbällen bestehende Verballhornung der derzeitigen Bauchredner-Begeisterung, würde am liebsten
alle auffressen, vor allem jene, die nicht über die Witze vom Tod lachen können oder wollen. Einzig Sensen-Norbert und Knochensplitter-Isabell wären tabu: Die beiden haben todesmutig bei einer
Quiz-Show des Sensenmannes mitgemacht und etwas Lebenszeit gewonnen. Alle anderen aber wären Essen auf Beinen. Freiwild. Potenzielle Opfer. Wenn nicht der Sensenmann eingreifen würde. „Don't fear
the Reaper“, heißt es ja.
All dies wirkt zusammengefasst etwas absurd und albern. Ist es auch. Aber nie niveaulos. Vielmehr gelingt es dem unter dem Kostüm steckenden Berliner Komiker Absalom Reichardt, immer wieder vor
dem Abgrund in die Banalität eine Kehrtwende zu machen. Manchmal etwas stolpernd, aber wenigstens in die richtige Richtung. Der Tod erlaubt eben vieles. Selbst Blockflöten- und Harmonikaspiel.
Oder ein Abschlusstanz im Gangnam Style. „Mann, das ist so peinlich“, sagt der Schnitter. Und macht es trotzdem. Alles für ein besseres Image.
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