So sieht also ein Warm-Up eines Harfenspielers aus. Schnell, energetisch, virtuos, eine Kaskade von Tönen in den Kammermusiksaal entlassend, die dem Publikum die Sprache verschlägt. Und es scheint Edmar Castaneda, der im Rahmen des Jazzfests nach Bonn gekommen ist, noch nicht einmal schwer zu fallen. Der kolumbianische Saiten-Zauberer ist entspannt, fröhlich und freundlich, obwohl er extra für diesen Donnerstagabend von New York in die Bundesstadt geflogen ist, um das erste Jazzfest-Konzert im ausverkauften Beethovenhaus zu eröffnen.
Nur er und seine Harfe, mit der Castaneda Elemente der lateinamerikanischen Musik wie Joropo, Zamba und Flamenco zu einem bemerkenswerten lebendigen Klanggebilde verknüpft, mal experimentell,
dann wieder meditativ. Herausragend sein „Jesus de Nazareth“, ein traumhaftes Gebet für das Gute in der Welt, und die abschließende Samba-Tempo-Version des Klassikers „Autumn Leaves“.
Im zweiten Teil des Doppelkonzerts sind es wieder viele Saiten, die angeschlagen werden. Diesmal steckt allerdings Jasper van't Hof dahinter. Der niederländische Pianist ist im Kammermusiksaal
kein Unbekannter: Der Ex-Pili-Pili-Chef hat mit seinem klassisch anmutenden Ansatz schon mehrmals hier gespielt und das Publikum zu verzaubern gewusst. Nun ist er mit seinem langjährigen Freund
und Kollegen Tony Lakatos nach Bonn gekommen, um neben einigen bereits erprobten Stücken auch solche zu präsentieren, die die beiden angeblich noch nie zusammen gespielt haben. Nicht dass man den
Unterschied hören würde: van't Hof und Saxofonist Lakatos harmonieren hervorragend miteinander; zu dem virtuosen Spiel des Niederländers, das mit seinen filigranen Läufen und schönen Harmonien
immer wieder an Claude Debussy und Erik Satie erinnert, gesellt sich ein wunderbar voller, leuchtender Klang des hr-Bigband-Mitglieds, dessen Qualität seinesgleichen sucht. Ob es nun ruhigere
Stücke wie der Jazz-Walzer „Dry Four“ sind, bei dem ein klagendes Saxofon auf ein melancholisches Piano trifft, oder knackige Hits wie die Pili-Pili-Komposition „Dance on the water“ oder das
fantastische „Dinner for 2“ – was van't Hof und Lakatos präsentieren, ist Jazz in Perfektion. Selbst die Mitsingerei von van't Hof, die immer dann einsetzt, wenn Lakatos in den Hintergrund tritt
und seinem Kollegen freie Bahn lässt, hat seine Berechtigung, auch wenn sie manchmal etwas irritierend wirkt.
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