Die Stimmung entspricht dem Wetter: Bestens gelaunt feiern Tausende Brings-Fans auf dem ausverkauften KunstRasen in den Rheinauen mit Brings das erste Open-Air-Konzert der Saison. Mit partytauglichem Hardrock legen die Kölner los, hämmern teils in AC/DC-Manier in die Saiten und packen mit dem nächsten Song wieder eine Schunkelhymne aus. „Dat is jeil“, heißt es irgendwann – und der ganze Platz stimmt zu. Dabei sah es noch kurz vor dem Konzert eher so aus, als ob der Auftakt des KunstRasen-Programms zu einem Desaster würde.
Rückblick: 18.45 Uhr. Noch eine Viertelstunde bis zum offiziellen Konzertbeginn. Die Zeit drängt, immerhin muss um 22 Uhr Stille herrschen, sonst gibt es wieder Ärger mit den Anwohnern auf der Beueler Rheinseite. Doch noch stehen hunderte Gäste in einer riesigen Schlange außerhalb des Geländes und warten auf den Einlass. Andere werden von einem Ort zum anderen geschickt – überall Kommunikationsprobleme.
Doch auf einmal läuft es. Um 19.15 Uhr können die KunstRasen-Initiatoren Martin J. Nötzel und Ernst Ludwig Hartz das Publikum begrüßen und entschuldigen sich erst einmal für die
Unannehmlichkeiten. Schuld waren steigende Pegel- und Grundwasserstände, die auch die Rheinauen bedrohten – bis in Ingelheim am Mittelrhein ein Polder geflutet wurde. „Wir hatten dennoch dadurch
eine 30-stündige Aufbaupause, die mussten wir wieder aufholen“, sagt Nötzel. „Das haben wir nicht ganz geschafft, so dass wir erst eine Stunde später als geplant mit dem Einlass beginnen
konnten“, fügt Hartz hinzu, dessen Team unter diesen Umständen eine Meisterleistung erbracht haben muss. Immerhin können die ersten Töne mit nur 15 Minuten Verspätung beginnen – und trösten viele
Fans, die in der strahlenden Sommersonne stehen, endgültig über die vorhergehenden Probleme hinweg. Kommando „Musik aan“.
Wie üblich machen Brings bei ihren Konzerten keine halben Sachen: Knapp drei Stunden lang gibt das Quintett in ihren schwarz-roten Schottenkaros Gas, reiht aus dem Karneval bekannte Stimmungshits
an echte Rocknummern und nimmt sich für die Ausarbeitung einiger Stücke richtig viel Zeit. Dazu gehört natürlich „Superjeilezick“, bei der irgendwann Bassist Stephan Brings mit seinem
Schottenrock über einer Glitter- und Luftkanone steht und einen auf Marilyn Monroe macht, während Gitarrist Harry Alfter wie einst Angus Young im Duckwalk über die Bühne springt. An anderer
Stelle darf sich Drummer Christian Blüm im Lichtgewitter austoben – und das Publikum ist natürlich ebenfalls immer wieder gefragt. Mitsingen ausdrücklich erwünscht. Klappt ganz gut: „Ihr seid
großartig“, ruft Sänger Peter Brings mehrfach, etwa nach dem kollektiven „Eifel“-Lied. Doch das Lob gilt auch für den Jubel. „Wir haben sie überall gehört, aber ich bin mir sicher, die Bonner
Mädels schreien am lautesten.“ Nun, zumindest sehr laut.
Bei aller Partystimmung vergessen Brings nicht, sich auch in politischer Hinsicht kritisch zu äußern. Mit Blick auf leere Kassen, die unter anderem durch das Euro-Hawk-Desaster noch weiter in
Mitleidenschaft gezogen werden, fordert Frontmann Peter zum Handeln auf: „Ihr habt eine Stimme – und ihr könnt ein Kreuz an der richtigen Stelle machen.“ Und „die Stadt op d'r Kopp“ stellen. Bis
der nächste Partyhit die Gedanken wieder in eine andere Richtung lenkt. Alles übrigens brav gefilmt von einer kleinen fliegenden Kameradrohne. Was für eine Ironie. Aber immerhin: Der Quadkopter
dürfte schöne Bilder liefern. Von fröhlich feiernden Menschen. Und einer „Superjeilen Zick“.
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