Was haben ein nervtötender Angeber mit Sprachfehler, ein Spätzle kaufender Schwabe, ein exzentrischer Tryptichon-Künstler mit Fu-Manchu-Bärtchen und ein Haufen Schleimaale gemeinsam? Sie alle haben Erfolg – oder geben zumindest an, diesen zu haben. Kein Wunder also, dass Frank Sauer diese Charaktere in seiner eigenen Lifecoaching-Show auftreten lässt, mit der er jetzt im Pantheon-Casino zu Gast war. Grundsätzlich eine nachvollziehbare Idee. Aber nur eine partiell erfolgreiche.
Der Gewinner des ersten und einzigen Frank-Sauer-Kabarettpreises, der es sich nicht nehmen lässt, alle Gäste mit Handschlag zu begrüßen, scheint auf der Bühne nicht so ganz zu wissen, wer er sein
will: Der Sketch-Comedian in der Tradition von Didi Hallervorden, der Satiriker oder doch der nachdenklich-philosophische Kabarettist? Welcher Stil bringt den Durchbruch? Was gibt die meisten
Lacher? Und ist das überhaupt ein Maßstab für den Erfolg eines Komikers? Qualitativ ist die Nummer des klischeehaft Rabatte aushandelnden Schwabens auf jeden Fall ebenso wie die des peinlichen
Oberstotterers längst nicht auf dem Niveau, dass „der Mann mit der Topless-Design-Frisur“ an anderer Stelle (etwa als moderner, vom Publikum unverstandener Kunstschaffender) zu erzeugen vermag.
„Das haben wir gar nicht necessary.“ Genau. Weg damit. Der überzeugend dargebotene „Alphatier“-Song reicht.
Dabei kann Sauer mehr als nur billige Sprüche a la „Mahatma Gaudi, Mahatma keine“ in den Raum zu werfen. Vor allem wenn er etwas ernster wird, über die Zwangsverenglischung deutscher Begriffe
spricht oder – der Höhepunkt des Abends – mit Hagen-Retherschem Tiefgang über die Frage sinniert, ob der Mensch wirklich die Krone der Schöpfung und der Liebling Gottes ist oder nicht stattdessen
doch der jede Katastrophe überlebende Schleimaal. Erfolgsmodell Homo Sapiens? Na klar – man könne die gesamte Weltbevölkerung mit ein wenig Quetschen auf die Fläche des Bodensees stellen, rechnet
Sauer vor. Und wenn dann alle ertrinken, steige der Pegel gerade einmal um 84 Zentimeter. Hochwasser in Konstanz, und sonst juckt es niemanden. Das ist kein Erfolg. Das ist eine Belanglosigkeit.
Die gelungene Reflektion darüber zeigt allerdings, das Frank Sauer durchaus ein erstklassiges Programm auf die Beine stellen kann. Wenn er auf Plattitüden und eine Anhäufung von Sketchen
verzichtet und stilistisch stringent wird. Wie gesagt: „Das haben wir gar nicht necessary.“
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