Mal sind es Töpfe, dann wieder Glocken oder quietschende Handpuppen: Die Mitglieder der Tanzcompagnie „Sheketak“ machen in der Bonner Oper vor nichts halt, um ihre Vorstellungen von Rhythmus und Klang zu verdeutlichen. Alles geht, alles kann, darf und sollte verwendet werden. Selbst das Bellen eines Hundes oder ein anfahrendes Auto. In meist absurden Clownerien voller Slapstick und beeindruckender Körperbeherrschung schaffen die acht Israelis ein herrliches Zusammenspiel von Percussion, Bass- und Keyboard-Klängen – eine Art der Performance, wie sie „Stomp!“ Anfang der 90er begründet hat.
„Sheketak“ knüpft daran an, wenn auch mit weitaus mehr Humor. Das kommt an: Die Zuschauer in der Bonner Oper sind absolut begeistert. Denn was das Tanz-Oktett auf der Bühne präsentiert, ist bei allem Herumalbern, bei aller Skurrilität eine Darbietung auf höchstem Niveau.
Die Bandbreite der Aufführung ist erstaunlich: Stepptanz, Schattenspiel, Breakdance, Rap, Rock, Beatboxing und Samba haben in der etwa anderthalbstündigen Show ihren Platz gefunden. Dazu kommen
klassische Clown-Elemente aus dem Zirkus, brachial und dennoch unglaublich komisch. So werden Solo-Ansätze immer wieder sabotiert, ernsthafte Momente kurzerhand durch musikalische Zitate von
„Guantanamera“ bis hin zu „Old MacDonald“ aufgebrochen und Kommunikationsversuche durch Geräuschsprache ad absurdum geführt. Doch aus den verrücktesten Situationen heraus entsteht Spektakuläres,
etwa wenn das erschöpfte Schnappen nach Luft sich auf einmal in einem komplexen Rhythmus manifestiert oder die Videoleinwand, die häufig für die Projektion von besagten Schattenspielen dient, auf
einmal zur Spiel- und Steuerfläche für ungewöhnliche Soundschnipsel wird. Dann wiederum verwandeln sich einige Tänzer in Roboter und Marionetten, die von den anderen Mitgliedern der Compagnie
gesteuert werden, nur um irgendwann wieder menschlich zu werden und sich in modernem Streetdance zu offenbaren.
Die faszinierende Performance von „Sheketak“ wird durch eine ebenso großartige Lichtshow unterstützt, die das Scheinwerferarsenal der Bonner Oper einmal voll ausschöpft. Ganze Strahlerbatterien
sind im Einsatz, um die Live-Musik sowie den Körpereinsatz der Tänzer zu untermalen. Überhaupt ist es das Spiel mit Licht und Schatten, das das Ensemble mindestens ebenso zu reizen scheint wie
das mit den verschiedenen Klangkörpern. Das Ergebnis reißt das Publikum immer wieder zu Jubelstürmen hin. Jede Gelegenheit zum Applaudieren wird genutzt – selbst wenn das gar nicht gewünscht ist.
Als ein Tänzer zu einem kleinen rhythmischen Wechselspiel ansetzt und den ersten Takt vorklatscht, zieht das Publikum gnadenlos durch und lässt sich erst nach dem sechsten oder siebten Versuch
auf den Wunsch des Israelis ein. Dann aber klappt alles hervorragend, der „Sheketak“-Rhythmus springt über. Alle zufrieden, Mission geglückt.
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