Aus drei mach zwei, und weiter geht’s: Nach gefühlten sechs Jahren (tatsächlich acht Monaten) Tourpause und zahllosen Aufforderungen aus dem engeren Bekanntenkreis, doch mal wieder irgendwo anders hin zu gehen, haben es Matthias „C“ Zeh und Rainer Schacht vom Anfang des Jahres zu Grabe getragenen Comedy-Liedermacher-Trio „Ganz Schön feist“ nicht mehr zu Hause ausgehalten. Nach 24 Jahren Bandleben kaum überraschend. ls „Die Feisten“ sind die beiden von nun an unterwegs und haben sich am vergangenen Dienstag im Bonner Pantheon erstmals der zahlenden Öffentlichkeit präsentiert. Mit riesigem Erfolg.
Zwei Stimmen und bis zu zwei Instrumente, das genügt im „Versuchslabor“ – ein Quasi-Quartett mit gewohnt bissigen, satirischen, gerne auch etwas albernen Liedern über Kirchenoberhäupter,
Arschkriecher, versinkende Städte und reinkarnierte Soul-Legenden.
Aufgeregt seien sie, gestehen die „Feisten“. Merkt man ihnen aber nicht an. Höchstens gesundheitlich etwas angeschlagen, klang doch vor allem C. bei einigen hohen Gesangspassagen etwas dünner und
kehliger als normal. Doch das ist bereits Kritik auf hohem Niveau: Qualitativ schloss das Duo nahtlos an „Ganz schön feist an“, was bei einem 33-prozentigen Personalabbau und gewohnt
minimalistischen Arrangements eine beachtliche Leistung darstellt. Dabei kam es auch schon einmal zum musikalischen Rollentausch – Frontsänger C. griff dann zu Begleitinstrumenten, während
Multiinstrumentalist und Background-Beat-Master Rainer die Hauptstimme übernehmen durfte. Seine beiden Songs „Venedig“ und „Mann ohne Gedächtnis“ (noch aus „Ganz schön feist“-Tagen) gehörten
dabei zu den Highlights des Programms, zwei grandiose Kompositionen mit feinem Witz und Tiefsinn zugleich. Nicht minder großartig war die Neukomposition „Ranjid“, bei der Rainer stilecht auf der
Sitar spielte, der Auftritt von C. als wiedergeborener James Brown und das einzige reine a-capella-Lied des Abends, das meisterhaft umgesetzte „Komm bitte nicht“.
Innerhalb der achtmonatigen Zwangsunterbrechung haben die „Feisten“ es geschafft, Material für ein komplettes eigenes Album zu Papier zu bringen. Für ein zweistündiges Konzert dennoch zu wenig.
Und so war es nur logisch, dass auch einige weitere Hits aus dem großen Repertoire von „Ganz schön feist“ ihren Weg ins Programm fanden: Mordgedanken bei Unpässlichkeiten („Tage“) und
anatomischen Problemen („du schnarchst“) des Partners ebenso wie wilde Tänze auf der „Gammelfleischparty“ und in der „Lambadabar“. Natürlich durfte auch das „Gänseblümchen“-Lied nicht fehlen, das
in Jack-Johnson-Manier mit zwei Mini-Gitarren seinen Charme entfaltete, auch wenn irgendeine Art von Rhythmus-Instrument ebenfalls nicht schlecht gewesen wäre. Egal – es funktioniert auch so
bestens. Das Publikum war auf jeden Fall völlig aus dem Häuschen, jubelte und tobte. Mit so einem Anklang hatten wohl selbst die durch „Ganz schön feist“ Erfolg gewöhnten „Feisten“ nicht
gerechnet. „Das ist eine Premiere! Wo soll das denn hinführen?“, fragte Reiner gegen Ende ganz überrascht. Anscheinend zum Endlos-Konzert. „Wir haben alle frei morgen“, schallte es aus dem
Publikum zurück. Perfekt. Besser könnten die Testresultate aus dem „Versuchslabor“ nun wirklich nicht sein.
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