Er hat die Violine im Jazz etabliert und auf vier Alben den Sound von Frank Zappa mitgeprägt. Jetzt hat Jean-Luc Ponty zusammen mit seinem langjährigen Pianisten William Lecomte im Rahmen des Beethovenfests in der Harmonie ein für seine Verhältnisse fast schon klassisch anmutendes Konzert gegeben, ohne Wah-Wah-Effekte, ohne den sonst üblichen Synthesizer-Sound, ohne Percussion – aber mit um so mehr Spielfreude.
Ponty und Lecomte, die sich schon seit Jahren kennen, harmonisieren hervorragend miteinander, spielen sich die Melodie-Bälle zu, improvisieren mal in bester Free-Jazz-Manier, dann wieder sehr
stringent, Klanggemälde aufspannend, die häufig die Natur zum Thema haben. Doch egal ob in „After the Storm“ oder in dem von Ponty rein solistisch gespielten „Desert Crossing“ (dem ersten Stück
dieser Art), immer wieder kommt bei Pontys Geigenspiel ein frühlingshafter, jubilierender Duktus durch, der nicht zuletzt bei „The Rite of String“, jener legendären Kollaboration mit Gitarrist Al
Di Meola und Bassist Stanley Clarke, maßgebend war. So bilden sich zauberhafte, teilweise aber auch sich unnötig wiederholende Melodien, die das Duo dann als Ausgangsbasis für ihre teils doch
recht schrägen Improvisationen nimmt, in denen ein Hauch von Zappa allgegenwärtig zu sein scheint.
Ponty spannt im Konzert einen weiten Bogen, greift natürlich auf sein 2007 erschienenes Album „The Atacama Experience“ zurück, geht aber zugleich zurück in die 60er Jahre („Ja, ich bin alt genug,
um mich daran zu erinnern“, sagt er lachend), erweist seinem Lieblingsjazzkomponisten Thelonious Monk mit „Round about Midnight“ die Ehre und setzt mit der Suite „The Struggle of the Turtle to
the Sea“ von 1977 einen außergewöhnlichen Schlusspunkt. Dazu immer der schwirrende Bogen über den Saiten, teils zwei Stimmen gleichzeitig spielend, dann wieder quietschend und schreiend, um kurz
darauf wieder in die Harmonie einzutauchen. Eine bemerkenswerte Leistung des 70-jährigen Pontys, die allerdings von der Brillanz und Virtuosität seines Begleiters Lecomte noch übertroffen wird.
Ihm gewährt der Geigenvirtuose immer wieder den nötigen Platz für seine Soli, tritt in den Hintergrund, wird fast schon zur Nebenfigur wie etwa bei „Once a blue planet“. Und trumpft dann doch
wieder auf, spielt einen atemberaubend flotten „Jig“ oder offenbart sich einmal mehr als Klangschamane. Schön.
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