Wenn Max Uthoff dürfte, wie er wollte, würde es wahrscheinlich Prügel setzen. Mit der zusammengerollten Bild-Zeitung feste drauf auf die ganze Politiker-Riege. Am besten alle in einen Sack stecken, es würde schon immer den oder die Richtigen treffen. Da körperliche Züchtigung aber im Gegensatz zum Pisa-Überflieger Südkorea hierzulande nicht auf der Tagesordnung steht, muss der Münchener Kabarettist, der jetzt zu Gast im Bonner Pantheon war, eben verbal angreifen. Dafür aber umso heftiger. Alle kriegen sie ihr Fett weg, ob Regierung oder Opposition, die die parlamentarische Demokratie in einen jämmerlichen Zustand gebracht haben, ob Verfassungsschutz oder katholische Kirche, ob Finanzberater oder Facebook-Enthusiasten. Uthoff rechnet ab – und gegen sein Ergebnis ist der Schuldenstand der USA noch relativ nah an den schwarzen Zahlen dran.
Zynisch donnert das Maschinengewehr des deutschen Kabaretts gegen Gott und die Welt und nimmt dabei auch Querschläger in Kauf. „Man sollte auch Bild-Zeitungslesern vorurteilsfrei begegnen“, sagt
er etwa, nur um dann doch in seinem gewohnt dozierenden Duktus über die ungewaschenen Proleten-Massen abzulästern. Oder über die Bewohner bestimmter Bundesländer. „Thüringer auf unsere Verfassung
aufpassen zu lassen, das ist so, als wenn Sie Stevie Wonder bitten, ein Auge auf Ihr Reisegepäck zu werfen!“, kommentiert er mit Blick auf die seit Jahren umstrittenen V-Leute in der rechten
Szene. Und den sich aller Kerninhalte entledigten Grünen wirft er vor, nur noch darauf zu achten, dass die Särge deutscher Soldaten aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen. Böse. Fast schon zu
böse.
Dabei geht es Uthoff nicht nur um Angriffe um ihrer selbst willen. Zumindest nicht nur. Mit Verve kämpft er gegen Lobbyisten, die Zustände wie in Bangladeshs Textilfabriken oder Katars Baustellen
erträumen. Und mit Blick auf die von Männern festgelegten Quotenregelungen und den laut einer Umfrage von vielen Frauen als fair bezeichneten Gehaltsunterschieden zwischen den Geschlechtern sieht
er den Feminismus gerade erst am Anfang: „Emanzipation ist noch nicht, wenn man freiwillig das macht, was der Mann will.“ Nur um dann wieder gegen Angela Merkel vorzugehen, die freiwillig nichts
macht. Oder Nichts. „Nur wir Deutschen wählen eine Physikerin, die keine Experimente macht“, sagt Uthoff. Nun ja, vielleicht keine naturwissenschaftlichen...
Immer wieder schnellt die tödliche Lästerzunge hervor, dabei niemals pump wirkend, sondern immer elegant, eloquent, manchmal allerdings auch leicht gestelzt, gar überheblich. Natürlicher ist der
inzwischen hochdekorierte Uthoff (Deutscher Kabarett- (2011) und Kleinkunstpreis (2012), Bayerischer Kabarettpreis (2013)) in den improvisierten Teilen seines Programms, in denen er tagesaktuelle
Themen aufgreift oder kurzerhand einem klingelnden Handy souverän die Stirn bietet. Gut ist er auf jeden Fall in beiden Fällen. Wenn auch nur bedingt entspannend. Darauf weist Uthoff schon zu
Beginn seines Programms hin: „Schön, dass sie gekommen sind. Sie hätten auch einen schönen Abend haben können.“ Möglich. Einen bissigeren und unterhaltsameren aber wohl kaum.
Kommentar schreiben