Ein Mann und seine Gitarren, mit dem Fuß den Rhythmus auf einer liegenden Cajón tretend: Das ist Wolf Maahn in Reinkultur. Der Deutschrocker und Liedermacher liebt es reduziert, intim – dann kann er dem Publikum, wie jetzt etwa am in der Harmonie, ganz nah sein. „Das ist fantastisch heute Abend“, sagt er mit Blick auf seine Fans. Die ihm entsprechend antworten: „Du bist der Größte“, schallt es aus der Menge zurück. Lob, das für Maahn zum Treibstoff wird. Damit kommt er an dem stilisierten, leuchtenden Bühnenmond vorbei bis zum Rand der Galaxis, von dem laut aktuellem Tour- und CD-Titel seine Lieder stammen. Und wieder zurück, zu den ganz irdischen Problemen, die er in vielen seiner Stücken anspricht.
Das Programm läuft zwar unter neuem Namen, die Songs sind allerdings durchweg alte Bekannte aus 30 Jahren Musikkarriere. Schon recht früh kommen mit „Rosen im Asphalt“ und „Kind der Sterne“ zwei
der größten Maahn-Hits, bei denen das Publikum enthusiastisch in die Refrains einsteigt. Der „Backing Chor“ macht seine Sache gut, ist textsicher und folgt den Kommandos des ewigen Deserteurs
punktgenau, der locker auf seinem leider oft im faden Dämmerlicht stehenden Hocker sitzt. „Sing, Bonn“, ruft er – und Bonn singt. Die „Power Cookies“, wie Maahn seine Songs nennt, entfalten ihre
Wirkung, die poetischen Texte mit der musikalischen Schokoglasur begeistern durch ihre Intensität und wecken, in vielen Fällen, auch einen Hauch von Nostalgie an die 80er Jahre, als Maahn als
erster deutscher Act bei der Rockpalast-Nacht in der Essener Grugahalle auftrat und damit so richtig durchstartete.
In all dieser Zeit des Bühnenlebens hat Wolf Maahn sich eine ganz besondere Nähe zum Publikum bewahrt. Dafür liebt es ihn – und verzeiht auch mal den ein oder anderen schief herausgerotzten oder
gepressten Ton, manchen gequetschten oder nasalen Gesang. Das gehört eben dazu. Ebenso wie die beachtliche Energie und das Gefühl eines Recken der Träume, der immer wieder gegen die bittere
Realität vorgeht, warnend und maahnend ansingt gegen Geld-Lakaien in „Kathedralen von Zahlen“, sich aber auch lächelnd an einen Blues-Clown erinnert oder an das Gesicht einer geliebten Person.
Ein echter Romantiker eben.
Mit viel Leidenschaft zieht Wolf Maahn ganz allein die Menge in seinen Bann, nimmt sie mit auf eine gut zweistündige Reise, zeigt ihr die „Vereinigten Staaten“ als „Blinder Passagier“, ist dann
wieder „Irgendwo in Deutschland“ und hat am Ende Sterne in den Schuhen. Überbleibsel vom Rand der Galaxis. Wenn es nach den Fans geht, hätten sie ruhig noch länger dort bleiben können.
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