Nachdunkeln, das ist das Ziel. Weg mit der fahlen Hautfarbe – lasst den Afrikaner raus. Denn nur mit dem „African Way of Life“ lassen sich die Probleme der dauerdepressiven Deutschen weglachen. Sagt zumindest Voodoo-Meister und Kloputzer Motombo Umbokko alias Dave Davis. Und der gilt als Experte, spätestens seit er beim Prix Pantheon 2009 gleich zweimal abräumen konnte. Nun ist der Comedian zum ersten Mal bei der Reihe „Quatsch keine Oper“ dabei, sorgt aber mit seiner Lebenshilfe für die Albinoäffchenhorde (also für das Publikum) sofort für ein ausverkauftes Haus. Ein guter Start.
Doch ob es an dieser Opern-Premiere liegt oder an den aufzeichnenden Kameras, an Nervosität oder am weißen Kittel: Bei aller gespielten guten Laune fehlt es an verschiedenen Stellen am
entscheidenden Funken, der eine Pointe zündet. Motombo war schon mal besser drauf. Dave Davis erst recht.
Um den inneren Afrikaner des weißen Mannes zu befreien, hat Motombo verschiedene Methoden entwickelt, die alle erfolgversprechend sein sollen. Erstens: Sprachen lernen. Mehr als eine. Aber bitte
nur echte. Keine Dialekte, die zählen nicht und sind ohnehin eher hinderlich. Sagt ausgerechnet einer, der in seinem Innersten ein echter kölsche Jung ist. Irgendwie inkonsequent... Zweitens:
Sich immer am richtigen Platz fühlen. „Da wo du gerade bist, bist du OK“. Selbstbestätigung, die ist immer gut. Selbst wenn sie nicht stimmt, wie man an manchen Politikern immer wieder sehen
kann. Und schließlich drittens: Viel Dugu Dugu machen. „Nicht jammern, klammern.“ Ein Slogan, mit dem Motombo sich Hoffnungen macht, irgendwann der erste schwarze Bundeskanzler zu werden, um
Deutschland endlich auch mental wieder aufzubauen.
Um dieses Ziel zu erreichen, muss Motombo allerdings das deutsche Volk verstehen. Und zwar besser schnell. Also begrüßt er die erste Reihe in der Oper persönlich und mit ein paar NSA-Attitüden,
lässt das Publikum ( das „heute so arisch aussieht“, wie Motombo überrascht bei der vergeblichen Suche nach Türken oder Griechen bemerkt) schriftlich Fragen stellen und analysiert deutsches
Liedgut. Denn darin, so eine alte afrikanische Aufklärungsstrategie, findet man die Seele eines Stammes. Was mit Blick auf Herbert Grönemeyer tief blicken lässt. Auch Udo Lindenberg, den Motombo
für einen echten „Pöt“ hält, ist nicht wirklich besser – aber immerhin in der Imitation beeindruckender. Denn hier zeigt Dave Davis ganz kurz, was er musikalisch alles kann. Eine großartige
Stimme, ein gutes Klavierspiel – bitte mehr davon. Überhaupt: Mehr Dave Davis. Weg mit dem mimischen Blackfacing, her mit dem Original. Doch leider kommt dieses nur für ein paar Minuten zum
Vorschein. Zu groß ist der Einfluss von Motombo, zu gut kommt dieser beim Publikum an. Selbst bei der Zugabe, in der Davis ausnahmsweise ohne weißen Kittel auf die Bühne kommt, ist der Klomann
stimmlich präsent. Bis der Comedian ein selbst geschriebenes englisches Lied intoniert, das in jeder Popfarm als Mastfutter verschwendet wäre. Tolle Harmonien und ein exzellenter Gesang
entschädigen zum Abschluss dann doch für manche Schwächen im Programm.
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