Mein Freund, die Krake: So in etwa scharwenzelt Bernhard Hoëcker um Facebook herum, jenes „Instrument der Informationsgerechtigkeit“, das in der ehemaligen DDR wohl als Honeckers Poesie-Album gegolten hätte – und jetzt eben zu Hoëckers wird. Im Haus der Springmaus lässt sich der Bonner Comedian auf jeden Fall ausgiebig über das Thema aus, erklärt dem ahnungslosen Publikum das Konzept, demonstriert den Bau einer Seite, fordert dann den nun aufgeklärten Saal auf, sich im auf dieser auszutoben und merkt überhaupt nicht, dass diese erste halbe Stunde den Charme einer mäßigen Power-Point-Präsentation versprüht.
Dabei sollte das doch lustig sein, ist immerhin Mitmach-Comedy: Die Gäste können sich beteiligen, geben der Seite den Namen („Lachendes Drama mit Bernie“) und Hoëcker ein Handy fürs Gruppenfoto,
alles schön interaktiv. Nur macht das den Abend nicht besser. Sondern Hoëcker schlechter.
Abseits der Facebook-Spielerei versucht sich Hoëcker als Hans Dampf in allen Gassen, präsentiert sich als Universalgenie und glänzt doch höchstens mit Halbwissen. In meist viel zu lang gezogenen
Blöcken spricht er von Urban Legends, geheimen Botschaften auf rückwärts laufenden Schallplatten (die es in satirischer Form in einigen Songs tatsächlich gibt, was Hoëcker aber verschweigt), der
Ähnlichkeit zwischen dem Flüsterfuchs und der Mano Cornuta und seiner Leidenschaft für Metal-Bands. Zum Punkt beziehungsweise zur Pointe kommt er dabei nicht. Manchmal wird es sogar einfach nur
albern, etwa wenn Hoëcker die Wikipedia-Seite von Brüggen ändern lässt – was aufgrund der Sicherheitsregelungen des Online-Lexikons glücklicherweise absolut ineffektiv ist. Versuchter
Informations-Vandalismus auf offener Bühne, das ist schon traurig. Hoëcker, sie sind raus.
Immerhin nimmt der Bonner Komiker in der zweiten Programmhälfte, nachdem auch die ersten Publikums-Beiträge auf der Facebook-Seite eingetrudelt sind, etwas Fahrt auf. Eselsbrücken sollen dem
Gedächtnis auf die Sprünge helfen (wenn man sich nur diese Sprüche merken könnte), Uni-Absolventen werden nach ihren Abschluss-Arbeiten befragt und der neunjährige Benjamin aus Meckenheim auf die
Bühne geholt, der Flughäfen anhand von Luftbildern erkennen kann. Klingt nach „Wetten, dass...“, ist aber immer noch Hoëckers „Nett Hamseshier“. Als dieser sich dann schließlich dem Thema
Evolution nähert („wir sind nicht Lotto, wir sind Kniffel“), das Fliegende Spaghettimonster beschwört und anhand von Bibelstellen beweist, dass es im Himmel heißer ist als in der Hölle, blitzt
endlich jener Comedian auf, der von Anfang an auf der Bühne hätte stehen müssen. Warum nicht gleich so?
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