„Im 24. Jahrhundert gib es kein Geld. Der Erwerb von Reichtum ist nicht mehr die treibende Kraft in unserem Leben.“ Ein schöner Satz, mit dem Enterprise-Captain Jean-Luc Picard einer Besucherin aus dem 21. Jahrhundert die Föderation beschreibt, jenes Planeten-Kollektiv, das im Star-Trek-Universum für das Gute steht. Und eine Utopie, die unwahrscheinlicher kaum sein kann, wie die Convention „Destination Star Trek“ in der Messe Frankfurt am vergangenen Wochenende gezeigt hat. Denn während andere Treffen dieser Art auch immer das Eintauchen in fremde Welten ermöglichen, einen Zauber generieren, der so manche Geschäftemacherei mit der Leidenschaft der Fans zu übertünchen vermag, wurde bei dieser desaströs organisierten und konzipierten neuen Veranstaltung die Geldgier als treibende Kraft offenbar. Trekkies als Goldesel. Was für ein Spaß.
In der lieblos gestalteten, kaum dekorierten halben Halle ist Flair ein Fremdwort. Eine wahrscheinlich von einer Fantasy-Convention entliehene Barbaren-Sitzecke mit Holzbänken, Tisch und
Knochenthron soll den Klingonen einen Unterschlupf bieten, daneben gibt es einen kleinen Museumsbereich, ein paar Shops – und ansonsten vor allem Melkmaschinen. 59 Euro zahlen Fans für ein
Drei-Tages-Ticket, dennoch kosten manche Panels, auf der Stargäste (darunter fast die gesamte Brückencrew von „Enterprise: The next Generation“) die Fragen aus dem Zuschauerraum beantworten,
extra. Dazu kommen, wie auf jeder Convention, Fotoshoots und Autogramme – wer zum Beispiel einen Schriftzug von William Shatner sein eigen nennen will, darf noch einmal 50 Euro auf den Tisch
legen. Viele machen es trotzdem, um für einen kurzen Moment ihrem Idol nahe sein zu dürfen, ein paar Worte mit ihm zu wechseln und schließlich den Beweis des Treffens mit nach Hause nehmen zu
können.
Während diese Heldenverehrung in Reinform gezielt gefördert und dabei kräftig abkassiert wird, bleibt jegliche andere Fan-Beteiligung außen vor. Mehrere Gruppen, so erzählen enttäuschte
Mitglieder, hatten sich im Vorfeld beim Veranstalter gemeldet, Programmvorschläge gemacht, ihre Unterstützung angeboten – und wurden abgewiesen, nicht zuletzt weil es sich in der Regel nicht um
reine Star-Trek-Clubs gehalten habe. Und wer will schon einen Wookie im Kampf mit einem Romulaner sehen. So jedoch – sieht man nichts. Die meisten Besucher haben auf eine Verkleidung verzichtet,
als einziges Zugeständnis sind die Sternenflottenuniformen verbreitet. Doch echte, aufwendige Kostüme? Selten. Nur ein einsamer Borg streift durch die Gänge, gleiches gilt für einen Ferengi. Von
der Kostümpracht, die man in Deutschland von Ring-Con, FedCon oder RPC gewohnt ist, ist dies jedoch meilenweit entfernt. Weil die Veranstalter nicht wollten.
So bleiben für viele ernüchterte und zum Teil ziemlich wütende Trekkies nur die Talks der zahlreichen Stargäste. Karl Urban, der in den aktuellen J.J.-Abrams-Filmen „Pille“ McCoy verkörpert, ist
ebenso auf dem Podium wie die „Deep Space 9“-Schauspieler Armin Shimerman (Quark), Rene Auberjonois (Odo), Jeffrey Alan Combs (Weyoun) and Casey Biggs (Legat Damar), allesamt in Höchstform und
sichtlich gut gelaunt. Höhepunkt der Convention ist jedoch das Panel von William Shatner mit Brent Spiner (Data), Michael Dorn (Worf), LeVar Burton (Geordi La Forge), Marina Sirtis (Deanna Troy)
und Gates McFadden (Beverly Crusher). Ein neues Treffen der Generationen. Und da ist sie dann doch, diese Faszination: Schauspieler, die ihre Fans ernst nehmen, wissen, was sie ihnen zu verdanken
haben und ihnen auf der Bühne eine gute Show liefern wollen. „Fans are oxygene to us“, hatte Auberjonois denn auch zuvor erklärt. Dumm nur, wenn wie eben auf der „Destination Star Trek“ an diesen
Raubbau betrieben wird.
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