Fernsehen kann dem Niveau also doch helfen. Zumindest wenn man dem Niewo-Meter glauben darf, das seit gestern Mittag auf der Bühne der Harmonie steht, aufgestellt von einem staatlich geprüften Experten (Lennart Kusch). Dieser will mit allen Mitteln (also auch mit TV-Unterstützung) verhindern, dass die Kinderstunksitzung „Papperlapapp“ in ihrer fünften Spielzeit in die Mittelmäßigkeit abrutscht. Soll ja bei Karnevalsveranstaltungen schon einmal vorkommen. Doch fast drei Stunden nach der erstmaligen Aktivierung des hochkomplexen Messgeräts dürfte feststehen: Mission erfolgreich. Mit Tusch und Sternchen!
Tatsächlich dürfte „Papperlapapp“ inzwischen ohne weiteres als kindliches Pendant zum Pink Punk Pantheon gelten: Witzig, bissig, satirisch und abwechslungsreich nehmen die Pänz es mit jedem Thema
auf, beleuchten das Leiden von Rindstein-Kamellen (einfach nur süß, vor allem das Himbeerbonbon) und Fußbällen, lassen Heinzelmännchen rappen (eine großartige Darbietung von Eric Sommer und Amos
Bonhoeffer) und Pinguine steppen, zeigen Apple sowie NSA eine lange Nase und führen Gründe auf, warum der rheinische Karneval als immaterielles Weltkulturerbe anerkannt werden sollte. Auch wenn
das so manchem „gemeinem deutschen Spaßverderber“ nicht passen mag – doch außer der Grzimek-Enkelin Bernharda hat ohnehin keiner Mitleid mit dieser seltsamen humanoiden Spezies, und selbst die
Großstadt-Zoologin spricht sich dafür aus, die auffindbaren Exemplare in ein vor Kinderlärm, Rockmusik und anderer lautstarker Unterhaltung geschütztes Gebiet auszusiedeln. Etwa auf die
Zugspitze. Da müsste Ruhe genug herrschen.
Zwischendurch nimmt das Ensemble unter der Leitung von Ex-Pink-Punk-Pantheon-Mitglied Dömer und der Clownin Urmes immer wieder augenzwinkernd Bezug auf die Helden der Kindheit, die sich auch an
die neue Zeit haben anpassen müssen. Aus Majas Bienenfreund Willi ist eine Bundesdrohne mit Ökosiegel geworden, aus Pippi Langstrumpf ein Fall für „Die strengsten Eltern der Welt“ und aus Speedy
Gonzales ein Sammler von Blitzerbescheiden. Spaß? Haben diese Figuren bei den ganzen Regeln nicht mehr. Dafür aber anscheinend „Niewo“. Warum auch immer. Das fragen sich zumindest nach dem Besuch
eines Teletubbies die Papperlapapp-Vorsitzenden Laura Brunetti und Philipp Hemme, die in diesem Jahr ihre Abschiedssitzung leiten. Dabei sollten die es eigentlich am besten wissen: „Papperlapapp“
ist nicht normal. Und das ist auch gut so. Ob mit oder ohne Niewo.
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