Dass Hofmeir mit seiner musikalischen Lesung im Pantheon sitzt, ist einer spontanen Idee geschuldet. Ursprünglich sollte der charismatische Anarchist nur zum Eröffnungskonzert des 40. Deutschen
Musikwettbewerbs kommen, den er selbst vor Jahren einmal, als erster Tubist überhaupt, gewann – doch da Hofmeir seine kabarettistischen Füße noch nie jenseits des Weißwurst-Äquators ausgestreckt
hatte und in diesem besonderen Falle der verhasste Aufwand erfreulich gering war, hat er sich, so erzählt er, kurzerhand selbst eingeladen. Eine glückliche Fügung für alle Beteiligten. Denn auch
wenn alle Geschichten, die der gemütliche Musiker ganz lapidar und lakonisch vorliest, von vorne bis hinten der Wahrheit entsprechen, sind sie deshalb nicht weniger amüsant. Nicht zuletzt dank
Hofmeirs köstlicher Reflexionen über sich, sein goldenes Ungetüm namens Fanny und die Arbeit in einem Symphonieorchester. „Tubist wird man, weil man für ein anspruchsvolles Instrument einfach
keinen Ehrgeiz hat“, sagt er und verweist auf zahlreiche Kompositionen, in denen die Geigen 20.000 Töne zu spielen haben, er aber nur acht. Beim Pro-Ton-Einkommen ist er da ganz vorne mit
dabei.
Glücklicherweise spielt Hofmeir im Pantheon mehr als nur acht Töne. Zusammen mit dem Gitarristen Guto Brinholi, der ihm als musikalischer Begleiter und Keuschheitsgürtel dient (auch Frauen
bedeuten letztlich nur unnötigen Aufwand), taucht der kernige Blondschopf in melancholische brasilianische Liebeslieder ein oder schreibt kurzerhand klassische Werke für seine Zwecke um. So
erklingt Georg Philipp Telemanns Flötenfantasie kurzerhand auf der Tuba, so wie der Barock-Komponist sie wohl geschrieben hätte, wenn es das Blechinstrument zu seiner Zeit schon gegeben hätte.
Sagt Hofmeir und kämpft sich tapfer, aber zugleich ungeheuer gefühlvoll durch Triller und Läufe, warm und weich seine Fanny zum Singend bringend. Kein Wunder, dass der Bayer mit Preisen und
Ehrungen überhäuft wird, 2013 den Echo Klassik erhielt oder erst vor kurzem zusammen mit den Münchner Philharmonikern eine CD mit Tuba-Konzerten aufnehmen durfte (auch das eine
Weltneuheit).
Immer wieder wechselt Hofmeir zwischen Melodischem und Prosaischem, zwischendurch wagt er gar ein paar lyrische Experimente. Dabei sind die autobiographischen Texte köstlich genug: Mal geht es um
die ersten Erfahrungen mit alten Meistern („Das erste klassische Konzert, das ich gehört hab, hab ich gespielt“), dann wieder um die Abneigung gegen Morgenstunden und die Vorliebe für
Bolognese-Flecken auf Geigerinnen-Blusen oder die Berliner Studienzeit zwischen Einbrechern, entjungferungsbedürftigen Männern namens Uschi oder um das Vorsingen an der Musikhochschule, in das
sich Hofmeir hineinschmuggelte. Immer trifft dieser den richtigen Ton, begeistert mit seinem trockenen Humor das Publikum – und wird wiederkommen. Zwei Zusatztermine sind bereits in
Planung.
Eigentlich kommt er nur zum Zug, wenn Alkoholismus und Seekrankheit in Töne gegossen werden soll oder die Köchin aus Sergei Prokofjews „Die Liebe zu den drei Orangen“ wieder einmal einen fahren
lassen muss – doch Meister-Tubist Andreas Martin Hofmeir, den viele vor allem über die Alpentechno-Funk-Brass-Band LaBrassBanda kennen, ist für mehr gut als nur für obskure Töne. Satire beherrscht er
auch. Und brasilianische Melancholie. Im ausverkauften Pantheon hat er davon nun eine kleine Kostprobe gegeben.
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