Für einen Schlagzeuger ist alles ein Instrument. Fässer, Rohre, Leitern, Körperteile, sogar der Boden, alles hat einen individuellen Klang und legitimiert damit zum Draufschlagen. Das deutsche Quintett „Power Percussion“ hat diese von Pete York so geliebte Spielart perfektioniert – in der ausverkauften Bonner Oper haben sie nun ein Feuerwerk aus Licht und Rhythmus abgebrannt, das seinesgleichen sucht, ein wildes Zusammentreffen von Fleisch, Metall, Plastik und Holz, eine Performance im Stil von Stomp gemischt mit viel Witz und Leidenschaft.
Klassische Drum-Sets oder Percussions-Aufbauten reichen Stephan Wildfeuer, Rudi Bauer, Jürgen Weishaupt, Christoph Schmid und Hannes Eitner längst nicht mehr. Ausgefallener muss es sein,
verrückter und zugleich alltäglicher, wie jedes Kind bestätigen kann, das einmal die Kochtöpfe der Mutter in die Finger gekriegt hat. Macht es ein Geräusch, ist es geeignet. Und so hämmern die
fünf Schlagzeuger im Rahmen der Reihe „Quatsch keine Oper“ ihre komplexen Rhythmen eben auf Alu-Tonnen oder ausgebuddelte, harmonisch gestimmte Kunststoff-Rohre, je zwei an einem und einer an
einem guten Dutzend (Cajon-Spieler Eitner, der nur bei einigen Nummern auf der Bühne präsent ist, hat sich eine mannshohe Rohr-Hydra mit tollem Bass-Klang gebastelt – alles andere ist schließlich
Kleinkram). Damit sind sogar ein paar Melodien möglich, die das Publikum begeistert weitersummt und sich so freiwillig zum Großraum-Instrument macht. Ein Angebot, dass die Power-Percussionisten
nicht ablehnen können: Immer wieder wird der Saal nun mit eingespannt, darf mit- und gegeneinanderklatschen und so das Fundament für die virtuosen, durch farbige Strahler passend untermalte
Schlagwirbel des Quintetts bilden.
Bei aller Konzentration, bei all der Spannung in der Luft bleibt immer noch Zeit für das ein oder andere Augenzwinkern. Ob es nun die kleine blaue Schüssel inmitten von großen grauen Töpfen ist,
die sich die Musiker gegenseitig unterzuschieben versuchen, ob es die Hupen und Rasseleier im Schritt sind oder einfach nur ein paar hochgezogene Augenbrauen, wenn sich wieder einmal einer der
fünf mit einem ganz besonderen Drum-Pattern profilieren will – Power Percussion ist regelmäßig für ein paar Lacher gut. Vor allem in der mit Abstand lustigsten Nummer des gesamten Abends, in der
vier Paar unterschiedlich gefärbter Gummistiefel in einem durchchoreographierten Trampel-Wettstreit ein herrliches Schauspiel samt Fremdgeh-Szene und Squaredance-Einlage bieten. Großartig.
Kurz vor Ende der zweistündigen Show wird es dann doch noch tonal: Rudi Bauer sorgt mit einem Marimbaphon für filmmusikalische Sphärenklänge, irgendwann kommt auch noch ein Glockenspiel dazu. Es
ist ein Moment der Ruhe in dem ansonsten sehr temporeichen Programm, ein kleiner Einschnitt vor dem großen Finale, bei dem auch das Publikum wieder unter Anleitung von Jürgen Weishaupt seinen
Teil beitragen muss, was in der Oper mit Bravour gelingt. Und so gibt es für Power Percussion schließlich stilgerecht ein ohrenbetäubendes Klatschkonzert samt stehender Ovationen. Rhythmus rockt
eben. Egal an welchem Ort.
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