Roter Faden? Nicht vorhanden. Zumindest nicht durchgehend. Stattdessen setzt Anton Grübener auf viele Fitzelchen, Fragmente, die sich angeblich zu einem großen Teppich zusammensetzen. Wenn, dann ist das einer mit ziemlich großen Webfehlern: Im Pantheon Casino zünden längst nicht alle Pointen dieses absurden Combaretts, das an eine Mischung aus einer verbalen Version von „Hurz!“ und den Kommentaren Helge Schneiders erinnert. Sofern man überhaupt von Pointen sprechen kann. Denn Begrifflichkeiten dekonstruiert Grübener in seinem Programm „Der Bart ist ab - mach doch mal was Lustiges !“ ebenso gerne wie Erwartungen. Oder rote Fäden.
Grübener erhebt die Konzeptlosigkeit zum Prinzip seines künstlerischen Schaffens. Kein leichter Ansatz. „Ich verstehe meine Witze teilweise selbst nicht“, gesteht er einmal. Könnte was dran sein.
Doch genau da beginnt das Problem: Wie will er andere zum Lachen bringen, wenn er seine eigene Pointe, sofern überhaupt vorhanden, nicht kennt? Wie will er das Publikum durch das Dickicht der
Massen-Unterhaltung hin zu den geheimen Wunderorten führen, wenn er selbst den Weg suchen muss, zugleich aber in seiner fahrigen Art auch jede Spur von Spontanität vermissen lässt? So wird das
nichts: Der selbst ernannte Erlöser der Comedy mit dem Witz aus der Zukunft ist keine Lichtgestalt, sondern leider die meiste Zeit über eine Luftnummer. „Humor ist heutzutage überfischt. Bei mir
lachen Sie weniger, aber dafür bewusster“, prahlt er – und angelt doch selbst nur im Trüben.
Dabei zeigt Grübener immer wieder, wo er eigentlich hin will. Affenleberwurst und Kanarienvogellasagne, sägenhafte Gesangseinlagen, eine Tanz-Performance Ultraschall-Musik und eine Katze namens
Miau Tse-Tung: Diese Elemente könnten auch „die singende Herrentorte“ Helge Schneider begeistern. Und der viel zu beiläufig präsentierte Teddybär der modernen Gesellschaft, der gesichtslos in die
Menge starrt, ist gar ein wirklich genialer Fang. Doch daneben finden sich Zoten und Belanglosigkeiten, alte Stiefel und Skelette, die Grübener da aus der Tiefe fischt und die doch besser
versunken geblieben wären. Dementsprechend reagiert auch das Publikum vorwiegend irritiert, lacht tatsächlich weniger, aber eben nicht bewusster. Höchstens verzweifelter.
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