Brillante Texte zu ruhigem Gitarrenspiel, verträumte Balladen voller Wortspiele, Witz und Sozialkritik: Für diese Kombination haben die beiden Liedermacher Simon & Jan in diesem Jahr den Jurypreis des Prix Pantheon erhalten. Eine Auszeichnung, die viel erwarten lässt. Nun musste das Duo bei zwei ausverkauften Auftritten (einer im großen Haus und ein er im Casino) beweisen, dass es damit auch einen ganzen Abend lang zu unterhalten weiß. Genug würdiges Material hatten die zwei Oldenburger auf jeden Fall dabei.
Alles also kein Problem – wenn es da nicht ein kleines Problem mit der Spannung gegeben hätte. Denn während sich Simon & Jan durch die Untiefen ihres Programms navigierten, von sich
verkaufenden Schauspielern, sinnlosen Werbesprüchen, Religionskritik und Karnickelkotze sangen, musste das Publikum die Herausforderung meistern, nicht den drögen Zwischentexten zu erliegen und
dank derer ins Reich der Träume einzutreten.
Tatsächlich erwies sich letzteres als die schwierigere Aufgabe. Wehleidige, ermüdende Semi-Erklärungen von und mit Baldrijan (Simon sagte dazu nichts), aufgepeppt durch hilflose Gesten und jede
Menge Schweigen – kein Wunder, dass das Überprüfen der Instrumente fast schon einer Erlösung gleichkam. Simon und Jan war das bewusst, „wenn die Stimmung auf dem Siedepunkt ist, stimmen wir erst
einmal unsere Gitarren“, sagten sie. Besser machte es das nicht. Zumindest stand so aber das unausgesprochene Versprechen im Raum, dass es bald wieder mit der größtenteils melancholischen, aber
zugleich spannenden Musik weitergehen würde. Und mit Texten, die selbst in der mittlerweile wieder sehr bunten deutschen Liedermacher-Szene herausstechen: Mit Parodien auf Rilkes „Panther“, mit
kleinen gesungenen Aphorismen, mit dichten Lyrik-Versuchen in überzeugendem Hip-Hop-Stil – oder mit Meisterwerken wie dem der Tour ihren Namen gebenden „Ach Mensch“, in dem sich die beiden Sänger
mit dem Glauben auseinandersetzen. Kein Zweifel, Songs schreiben können Simon und Jan. Sie anmoderieren dagegen weniger.
Letztlich bleiben bei dem Duo auch in ihrem zweiten Programm und mit einem der wichtigsten deutschen Kleinkunstpreise im Rücken durchaus Baustellen erkennbar. Neben einem souveräneren Auftreten
mit klareren Spannungsbögen wäre eine größere stilistische Bandbreite wünschenswert – das schnell gespielte Rondo a la Turca in ihrem Lied „Wolfgang“ wies da schon einmal den richtigen Weg und
stellte so ganz nebenbei die bemerkenswerte Fingerfertigkeit der beiden unter Beweis. Das Potenzial ist auf jeden Fall unverkennbar, der Prix Pantheon in den richtigen Händen. Der zunehmende
Bekanntheitsgrad von Simon und Jan tut diesen sichtlich gut. Ebenso übrigens Andi Rüttger, der im Vorprogramm auftrat, so wie das Duo es einst bei Götz Widmann tat. Schön. Nachwuchssorgen muss
man sich also in absehbarer Zeit bei den Liedermachern nicht machen.
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Nils Brehmkamp (Samstag, 27 August 2016 10:20)
Die beiden Lieben aus der Untertertia B sind sicherlich ganz sympathisch, naja. Aber auch ein ganz typisches Beispiel hinsichtlich der Entscheidung des Künstlers für die "richtige" Agentur. Ohne Netzwerk, ohne die bekannten, vielverdrahteten "Comedy-Netzwerke" kannst Du Keaton, Chaplin oder Pythons sein, es kriegt keiner mit und Preise gibts auch nicht! Darüber schreibt niemand.