Keine Frage: Es gibt nur wenige Vertreter der Kleinkunst-Szene, die Lars Redlich in gesanglicher Hinsicht das Wasser reichen können. Der ausgebildete Musical-Darsteller, der unter anderem schon Dr. Frank n Furter („The Rocky Horror Show“), Danny Zuko („Grease“) und Käpt'n Blaubär gespielt hat, hat eine fantastische Stimme, vielseitig, warm, in allen Lagen volltönend. In seinem Solo-Programm „Lars but not least“, das er jetzt in einem sehr intimen Rahmen im Pantheon Casino präsentierte, lässt er sie denn auch ausgiebig zur Geltung kommen – und verhaspelt sich dabei leider immer wieder im undurchsichtigen Konzept. Mal will er zu viel auf einmal, dann wieder stapelt er zu tief, mal stimmt er nachdenkliche Töne an, dann wieder suhlt er sich im totalen Blödsinn. Dabei mangelt es an einem Leitton. Trotz einiger brillanter Momente.
So meisterhaft Redlich, der in diesem Jahr für den Prix Pantheon nominiert war, seine Stimme auch beherrscht – in mehreren Medleys trällert er sich unter anderem fröhlich durch die mit neuen
Texten unnötig übertünchte Deutsch-Pop-Szene und versucht sich mittels Lucilectrics „Mädchen“ oder Whitney Houstons „I will always love you“ (wirklich großartig dargeboten, wenn auch leider nur
angesungen) einmal als Frau zu fühlen – so wankelmütig zeigt sich doch in manchen Momenten sein Witz. Recht alberne Lieder über C-Promis, die „schokobraune Granate von Sachsen“ oder die immer
wieder beschworene Schulzeit treffen auf einen genial komponierten und mit viel Gefühl gefüllten Chanson, einen etwas zappeligen Charleston über die Beziehung zweier Socken oder auf das
schmissige „Ist das alles echt“, das auch ohne die Lars Minute Band für gute Laune sorgt. Überzeugend auch das Ergebnis der selbst auferlegten Pausenaufgabe, ein vom Publikum durch Wahl des
Genres und von sechs Schlüsselbegriffen vorgegebenes Lied zu schreiben: Redlichs Reggae auf dem Drachenfels, mit Nudelsalat, Wurstbrot und Dilledopp aufgepeppt, ist eine einfache, aber solide
Lösung.
Tatsächlich zeigt sich: Sobald Lars Redlich die ausgetretenen Pfade verlässt, stilistisch etwas tiefer in die Trickkiste greift und auch inhaltlich etwas konzentrierter arbeitet, kommt seine
wahre Qualität zum Vorschein. Selbst solo, ohne Band. Zur Not findet er ja im Publikum Unterstützung – in Bonn bittet er Kinderärztin Sandra auf die Bühne, die sich mit einem selbst geschriebenen
Zalando-Song herumschlägt und dafür beträchtlichen Applaus einheimst. Gleiches gilt für Redlich. Der sogar noch mehr haben könnte. Das Potenzial dafür besitzt er immerhin.
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