Renaissance und Moderne im Gebet vereint: Mariengesänge und Ordinaria aus dem 16. und 20. Jahrhundert haben im Zentrum des Konzerts von Singer Pur gestanden, das im Rahmen des Beethovenfests in der Kirche St. Evergislus im Bornheimer Stadtteil Brenig stattfand. Um Kult solle es gehen, um Gebete, Feste, und Opfer ebenso wie um die Verehrung einer Frau, sei sie nun die Gottesmutter oder, da auch weltliche Stücke gesungen wurden, nur eine irdische Gestalt.
Palestrinas Messe „Te Deum laudamus“ diente dafür als Rahmen, Kyrie, Gloria und Agnus Dei standen an Anfang, Mittelpunkt und Ende des Konzerts. Dazwischen Josquin des Préz, Adrian Willaert, Arvo
Pärt, Gavin Bryars, alles im technisch perfekten liturgischen Gewand. Ob es dem jeweiligen Stück nun dienlich war oder nicht.
Es ist unbestritten, dass Singer Pur zu den erfolgreichsten klassischen Vokal-Ensembles der Welt gehört. Die fünf Männer (einige von ihnen Ex-Domspatzen) und ihre Sopranistin haben bislang
dreimal den Echo Klassik in Empfang nehmen können, sind rund um die Welt im Einsatz, nehmen eine CD nach der anderen auf. Besonders die Renaissance hat es ihnen angetan – und das merkte man auch
in St. Evergislus. Weniger deshalb, weil Komponisten aus jener Zeit eben auf dem Programm standen als vielmehr weil der damals prägende Stil sich auch über moderne Werke legte. Dies mochte weder
bei Arvo Pärts meisterhaft gesungenem „Most Holy Mother of God“ noch bei der Welturaufführung von Martin Smolkas „Alma Redemptoris Mater“ (geprägt von enormen Sprüngen und sich wie ein Knäuel
zusammenballenden Versen) stören. Doch bei Sting und vor allem bei Chick Corea? Da schon. Die recht fantasielosen Arrangements von „Fields of Gold“ und „Fragile“ verloren in dem Sermon das ihnen
innewohnende Gefühl. Und Coreas „Crystal Silence“ hatte in dem eng geschnürten Mieder des klassischen Gesangs leider überhaupt keine Luft zum Atmen.
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