Das ist mal ein Gebräu mit Aufputschwirkung! Von wegen Kaffee oder Red Bull: Gegen einen Auftritt von The Brew wirken diese Getränke wie beruhigender Baldrian. In der Harmonie hat das Trio um den „Jumping Jack Flash“ Jason Barwick nun einmal mehr unter Beweist gestellt, wie viel Energie es freizusetzen vermag, wie viel Kraft und wie viel Begeisterung.
Der wahrscheinlich aufregendste UK-Live-Export im Bluesrock der letzten Jahrzehnte gab gleich von der ersten Sekunde an Vollgas, auch wenn die Titel zunächst eher an die Bedienungsanleitung eines CD-Spielers erinnerten. „Repeat“, „Mute“, „Pause“, „Skip“ – alles letztlich irreführend. Denn stumm, pausierend oder irgendetwas auslassend sind The Brew definitiv nicht.
Stattdessen müssen andere Attribute herangezogen werden, um die Band zu beschreiben. Laut. Druckvoll. Exzessiv. Einfach fantastisch.
Gitarrist und Sänger Barwick, der wie üblich wie ein Flummi über die Bühne springt und mit seinen ausufernden Soli immer wieder an eine Mischung aus Jimi Hendrix und Stevie Ray Vaughan erinnert,
beherrscht das Geschehen, kann sich dies aber auch nur deshalb leisten, weil er sich blind auf Bassist Tim Smith und dessen Sohn Kurtis an den Drums verlassen kann. Die halten ihm den Rücken
frei, harmonieren perfekt miteinander und schaffen so den nötigen Freiraum für den letzten Gummibären des Bluesrock. Den dieser bis zum letzten Millimeter ausnutzt, rotzig gegen sich beschwerende
Nachbarn ansingt, die es ihn jeder Stadt gebe, immer wieder selbstbewusst (und völlig zu recht) ins Rampenlicht tritt und dabei erfreulicherweise niemals gekünstelt wirkt. Gegen Ende des Konzerts
darf allerdings auch mal Kurtis in den Vordergrund rücken, darf sich austoben und bearbeitet minutenlang wie ein Wahnsinniger sein überdimensionales Schlagzeug, hämmert und streichelt die
Rhythmen aus seinem Instrument heraus und fügt so den speziellen Schuss zu dem ohnehin schon potenten Trunk hinzu.
Dabei hatte schon die Vorband als Einstiegsdroge einen gewaltigen Eindruck hinterlassen. Albany Down ließen mit ihrem an Led Zeppelin erinnernden, aber deutlich aufgefrischten Sound nur wenige
Wünsche unerfüllt und zeigten mit krachenden Gitarrenriffs, einem prominenten Bass und den präzisen Drum-Patterns von Donna Peters ihr volles Potenzial. Insgesamt etwas mehr dem Mainstream
zugeneigt als The Brew aber dennoch mit genug reizvollen Ecken und Kanten sowie Energie für eine ganze Armee von Duracell-Hasen feierte das Quartett einen starken Einstand in der Harmonie. Ein
exzellenter Abend für alle jene, die ihren Blues gerne etwas schärfer mögen. Aber Vorsicht: Suchtgefahr!
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