Frauenstimmen in verschiedenen Ausprägungen des Metal sind mittlerweile nichts besonderes mehr. Bands wie Nightwish füllen mit ihren opulenten, sphärisch angehauchten Klängen riesige Hallen, die Kombination von harten und schnellen Gitarrenriffs mit klassischem weiblichen Leadgesang ist radiotauglich geworden. In den 90er Jahren sah dies aber zunächst anders aus – bis Damen wie Anneke van Giersbergen (The Gathering), Kari Rueslåtten (The 3rd and the Mortal) und Liv Kristine Espenæs Krull (Theatre of Tragedy) die Bühne betraten. Nun haben sich diese drei außergewöhnlichen Sängerinnen zusammengeschlossen und in der Harmonie ihr allererstes Konzert als The Sirens gegeben. Mit Erfolg.
Tatsächlich befruchten sich die drei Power-Frauen, deren Solo-Karrieren in den vergangenen Jahren nur bedingt als geglückt bezeichnet werden können, gegenseitig und harmonieren erfreulich gut miteinander. Der glockenhelle, aber zugleich recht zarte Sopran Liv Kristines, der ein ganzes Stück alleine nur mit Mühe tragen kann, erhält Unterstützung durch das warme Organ von Kari, die trotz ihrer Begeisterung für Folk-Songs auch immer wieder mit der Düsternis des Black Metal in die Arena steigt und für ihre neuen Mitstreiterinnen laut eines Interviews damals als Vorbild fungierte, sowie durch die facettenreiche, wandlungsfähige Stimme Annekes. Zusammen sind sie also stark. Alleine – zumindest manchmal.
Denn natürlich will es sich keiner der Engel nehmen lassen, die eigenen Songs (auch aus Gathering- oder Theatre-Zeiten) zu präsentieren, so dass die Bühne permanenten Wechseln unterworfen ist. Dabei ist es vor allem Anneke, die heraussticht, Charisma und Energie versprüht und auch mal für ein paar andere Klangfarben in das ansonsten doch recht austauschbare melodische Gewand bringt. Kein Wunder, immerhin ist die Begleitband die ihre – die beiden anderen Sängerinnen müssen sich erst einmal an diese Besetzung gewöhnen. Das gelingt Kari aber schon erstaunlich gut, die mit einigen Folk-Passagen auch mal etwas anderes wagt. Doch erst in Duetten oder eben in voller Besetzung entsteht etwas Neues, ein Klang, der das Publikum in seinen Bann zieht. Bleibt also zu hoffen, dass diese Kollaboration noch intensiviert wird. Klar ist zumindest schon jetzt: Ihrem mythischen Namen machen die Sirenen alle Ehre.
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