Die Haare fliegen. Mal wieder. Rauf, runter, im Kreis. Headbanging scheint ein Hobby von Layla Zoe zu sein – doch fordert die Musik der Kanadierin es an manchen Stellen auch einfach ein. Wenn die Gitarre von Jan Laacks krachende Akkorde heraushaut und der Blues mit dem Rock Pogo tanzt, müssen eben auch Köpfe im Takt wippen. So wie jetzt in der Harmonie, wo das „Firegirl“ ihr neues, von Hendrik Freischlader produziertes Album „The Lily“ vorstellt, sich aber live deutlich stärker präsentiert als auf der eher glattgebügelten Aufnahme. Und damit sehr gut ankommt.
Bremsen lässt sich Layla Zoe auf jeden Fall nicht: Immer wieder röhrt sie auf wie ein hungriger Zwölfzylinder und verdeutlicht dabei eindrucksvoll, warum ihre Stimme gerne mit der von Janis
Joplin verglichen wird. Rau, kraftvoll, intensiv, in den tiefsten Lagen zu Hause und zugleich mit jeder Menge Luft nach oben hält sie ohne weiteres mit dem druckvollen Spiel ihrer Band mit. Jeder
Ton kommt mit der Wucht eines Dampfhammers. Und schlägt ein wie eine Bombe, wohl auch weil Freischlader, der auf der CD ganz klar den Ton angibt, Zoe nicht zurückhalten kann. Gut so – derart
energiegeladen macht die Kanadierin ohnehin eine bessere Figur als auf dem weitgehend gleichgeschalteten Silberling. Mit Vollgas in den Blues, so macht ein Konzert Spaß. Dabei kann Zoe auch
anders, kann weich werden, fast schon verletzlich. Ihr Titeltrack „The Lily“ etwa ist eine gefühlvolle Ballade, die sie mit zarten Tönen garniert, während Drummer Hardy Fischötter und Bassist
Gregor Sonnenberg unter ihr ein feines, aber tragfähiges Netz spannen. Und es gar nicht tun müssten. Denn auch a capella weiß Layla Zoe zu überzeugen, wie sie am Ende ihres Auftritts, nach dem
Neil-Young-Cover „Hey, Hey, My, My“ und dem fantastischen „It's a man's world“ von James Brown, mit „Let it be“ unter Beweis stellt.
Bei allem Enthusiasmus für Layla Zoe darf allerdings auch ihre exklusive Bonner Vorband nicht vergessen werden: Baum's Bluesbenders agierten mit trockenen, klassischen Zwölftaktern im Stil der
70er Jahre als exzellente Einheizer, die kaum Wünsche offen ließen. Die Lokalmatadore verneigten sich dabei vor Legenden wie B.B. King oder Muddy Waters, schreckten jedoch erfreulicherweise nicht
davor zurück, die Songs zu ihren eigenen zu machen. Dem Publikum gefiel es: Vor allem die ausgiebigen Dialoge zwischen Lead-Gitarrist Bill Baum und Bluesharp-Spezialist Uwe Placke, dank derer ein
Stück schon mal an der Zehn-Minuten-Grenze kratzen konnte, wurden völlig zu Recht bejubelt und beklatscht.
Kommentar schreiben