Dezember – in der Harmonie der Monat für Traditionen. Weihnachtskonzerte der besonderen Art. Alles Jahre wieder Guildo Horn, Killerz, Dirty Deeds. Und mitten drin die Kombination der Bonner Formationen Luis' Lullaby und Lady Talk. Jazz- trifft auf Gesangs-Quartett, zusammen eine schöne Mischung aus Besinnlichem und Peppigem präsentierend, aus klassischen Weihnachtsliedern und feinen Jazz-Standards. Das kommt an, wie zwei ausverkaufte Konzerte belegen. Zu recht.
Natürlich sind einige Stücke verpflichtend: „Schneeflöckchen Weißröckchen“ zum Beispiel, der „Little Drummer Boy“ oder „Baby it's cold outside“, bei dem die glänzende, wandlungsfähige und
gespielt beschwipste Sängerin Judith Koch im Duett mit dem etwas zu braven Gregor Salz begeistert. Daneben bringt das Oktett neue Stücke zu Gehör, auch wenn darunter nicht unbedingt der ohnehin
schon im Radio rauf und runter gespielte „Christmas Song“ hätte sein müssen. Erneut greift Salz zum Mikrofon, verharrt aber zu sehr im Kitsch. Na gut, gehört halt zum Song. Dafür zieht Salz immer
wieder knackige Gitarren-Soli aus dem Hut und zeigt sich dabei als souveräner Partner von Shawn Spicer, dessen Improvisationstalent und Spielfreude ein Genuss sind. Warm, weich, trotzdem immer
auf dem Punkt – dank des Saxofonisten wird jedes Stück zum Hörerlebnis.
Dennoch sind es die Ladies, die am hellsten strahlen. Neben der bereits erwähnten bezaubernden Judith Koch und der gefühlvollen Esther Oberle ist es vor allem Powerhouse Deborah Rosanwo, die
immer wieder für musikalische Höhepunkte sorgt (die vierte im Bunde, Helga Lukas, hält sich weitgehend im Hintergrund). So veredelt sie das zuvor harmlos-bluesige „Merry Christmas Baby“ mit der
dringend benötigten Spannung, dreht auf, gibt Gas. Endlich. Wahrscheinlich ginge da sogar noch mehr, viel mehr. Immer wieder hat man den Eindruck, als halte Rosanwo sich zurück, um ja niemanden
mit ihrem Organ an die Wand zu schmettern. Dabei wäre so ein Ausbruch gar keine schlechte Idee. Denn bei allen schönen Arrangements mit vierstimmigem Gesang und virtuosen Soli bleibt der Auftritt
von Luis' Lullaby und Lady Talk in der Summe recht glatt. Der Funk, der in manchen Intros durchschimmert, bricht sich nie ernsthaft Bahn, obwohl zumindest einige Stücke das durchaus verzeihen
würden. Ein bisschen echter Soul als Gegengewicht zum frechen Swing, zum herrlichen „Santa Baby“ oder dem fast schon in den Hip Hop mäandernden Fassung von „Vom Himmel hoch“, könnte die ohnehin
umjubelte Show vervollkommnen.
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