Es ist eine feste Konstante im Pantheon-Kalender: Jedes Jahr zur Weihnachtszeit rufen Fritz Litzmann und Hermann Schwaderlappen alias Rainer Pause und Norbert Alich zu einem nicht ganz so besinnlichen Abend vor dem auf der Bühne aufgestellten Tannenbaum. Jedes Jahr ein „Potpüree“ voller Nummern aus alten Specials und regulären Duo-Programmen, wild gemischt und mit ein paar wenigen neuen Texten versehen, um zumindest den Anschein zu erwecken, dass es sich hierbei nicht um ein kabarettistisches Äquivalent eines in seiner Tradition erstarrten Hochamtes handelt. Jedes Jahr die selbe Leier, der selbe Ablauf, das ewige Hineinspringen in alle nur möglichen Fettnäpfchen mit einer Mischung aus Satire, Groteske und Polemik in gutem wie in schlechtem Sinne.
Natürlich sind all die hinlänglich bekannten Elemente auch im aktuellen Weihnachtsspecial vorhanden: Hermann Schwaderlappen wettert gegen das Fest, das mal wieder die Karnevalssession unnötig in
zwei Hälften teilt, präsentiert sich als Kavaliersbariton und verliest eine Erzählung, diesmal eine leider viel zu krude und bemühte Geschichte über den sich für den Islam interessierenden Mark,
dessen Ur-Oma Fienchen ihn mit freudschen Analysen und einem großen Stück Christstollen wieder auf den rechten Weg führt; Fritz Litzmann stürzt sich in seinem eigenen abstrusen Extrem-Solo mit
Wonne auf die dunklen Themen und nimmt sich diesmal, nach seiner Endlösung für pädophile Zölibatäre im vergangenen Jahr, essentielle Nahrungsbestandteile wie Glutamat, Tierkadaver, Hefepilze und
Schildläuse vor, also all die guten Zutaten von Erdbeeryoghurts, Fertigsuppen und Gummibärchen; und schließlich greifen die beiden Grantler mal wieder die Flüchlingsproblematik auf. „Wir kommen
doch ursprünglich alle aus Afrika. Aber irgendwann muss man denen mal sagen: Zu spät“, heißt es da lakonisch – nur um etwas später von Papageien mit Migrationshintergrund zu berichten, die
heimischen Spatzen die Nistplätze streitig machen. Nicht dass da jetzt jemand einen Zusammenhang zieht, aber es musste halt mal gesagt werden...
Konsequent folgen Pause und Alich mit ihren Bühnenfiguren dem Strukturschema F, ändern die Worte, doch nicht die Basis. Aber warum sollten die beiden Ober-Pantheoniken auch von ihrem bewährten
Konzept abweichen, mit dem sie das Publikum ein ums andere Mal zur Begeisterung treiben? Warum eine Linie reinbringen, wenn ein Kreis es doch auch tut? Eigentlich typisch Weihnachten: Selbst bei
den Geschenken gibt es oft nur wenig Abwechslung, ob geringelt oder gestreift, im Päckchen sind ja doch nur Socken. Oder CDs. Am besten mit Liedern von Fritz und Hermann. Die können sich
natürlich das Singen nicht verkneifen, versehen bekannte Hits von Frank Sinatra, Bob Dylan, Abba und den Moody Blues mit neuem Text, rappen über „Ave Maria“, reichen den USA mit ein paar
Amerika-Liedern die Hand und verwursten in einem Potpurri (natürlich!) zum Thema Rauchen alle nur denkbaren Schlager und Pop-Songs. An sich die stärksten Momente der Lokalmatadore – in diesem
Jahr allerdings nicht ganz so überzeugend, da der Tabak-Mix nicht einmal annähernd an das NSA-Medley aus dem vergangenen Jahr heranreicht und die meisten anderen Lieder, obwohl altes Material,
noch gut die ein oder andere Probe hätten gebrauchen können. So ist denn das Weihnachtsspecial 2014 zwar insgesamt ein klassisches Fritz-und-Hermann-Programm mit allen dazugehörigen Höhen und
Tiefen, kann aber qualitativ nicht so ganz mit früheren Inkarnationen mithalten. Dennoch kann man sich sicher sein: Im nächsten Jahr geht das Spielchen von vorne los. Hosianna.
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