Auch nach 20 Jahren kann es bei Toys2Masters noch Überraschungen geben. Mit Tilman Ringer hat am vergangenen Samstag erstmals ein Singer-Songwriter den größten Nachwuchs-Bandwettbewerb in Nordrhein-Westfalen für sich entscheiden können. Nur mit einer Gitarre, einer Loop-Maschine und einer ausdrucksstarken, warmen Stimme bewaffnet stellte sich der Einzelkämpfer im Brückenforum einer zahlenmäßigen Übermacht aus Jungrockern, Punk-Rappern und Gute-Laune-Poppern und begeisterte trotz einiger kleiner Spannungsverluste innerhalb seiner Songs sowohl Publikum als auch Fachjury (die Stimmen aus diesen beiden Lagern gingen zu je 50 Prozent in die Gesamtwertung ein).
Den Titel „Master of Vocals“ holte sich der 20-Jährige Musiker aus Bad Hönningen kurzerhand auch noch – den „Master of Guitar“ hätte er nach seiner Leistung beim Finale nicht minder verdient. Mal
deftiges Geschrammel, dann virtuoser Fingerpicking-Style, einmal nahm sogar ein Geigenbogen Kontakt zu den Saiten auf. Dafür erhält er nun ein umfangreiches Paket mit allem, was man für eine
Künstlerkarriere braucht, inklusive eines fünftägigen Studio-Besuchs, einem Musikvideo-Dreh und der Nominierung für das Popcamp des Deutschen Musikrats. „Ich befinde mich in einem anderen
Universum“, teilte der völlig euphorisierte Ringer noch mitten in der Siegesnacht via Facebook mit und bedankte sich auf diesem Wege bei seinen Fans. „Ihr seid eine Macht von Publikum.“
Das Teilnehmerfeld im Jubiläumsjahr von Toys2Masters war insgesamt unglaublich stark. 110 Bands hatten sich bei dem mit Preisen im Gesamtwert von 20.000 Euro ausgelobten Wettbewerb beworben,
schon das ein Rekord. Im Brückenforum gaben die sechs Besten dann noch einmal Vollgas – vor allem The Pigeons aus Bonn ließen es mit ihrem gerappten Punk krachen. „Wir wollten mit wenig Talent
aber umso mehr Spaß zusammen Musik machen“, gestanden sie. Hat funktioniert. Die wilde Party inklusive Crowdsurfing und Pogo-Todeskessel kam an und sicherte den Tauben den dritten Platz hinter
dem Kölner Quartett Tales of Aunts and Uncles. Dieses verzauberte mit wunderschönem, abwechslungsreichen Storyteller-Rock. Mal etwas flotter, auch gerne leicht funkig, dann wieder ganz
ruhig war die Band die zweite Überraschung des Abends. Fantastisch vor allem der Harmoniegesang von Franziska Heidemann und Stephan Heinen und das herausragende Songwriting – für „Cactus“ gab es
dann auch den „Master of Songs“, Drummer Valentin Austen konnte sich zudem über den „Master of Drums“ freuen (der letzte der „Master“-Preise ging übrigens an den Gitarristen Niklas Dammers von
der nicht im Finale vertretenden Band „The Dirty Minds“).
Gute Auftritte legten auch die anderen drei Bands des Abends hin: Lost and Found aus Eschweiler präsentierten mit der erst 17-jährigen Powerfrau Carlotta an der Spitze soliden Rock, ähnliches
galt für für die Bonner Formation The Consouls, auch wenn deren stärkstes Stück „Who am I“ erfreulicherweise eine etwas andere Färbung aufwies. Bitte mehr davon. Großartig auch Perry Air aus
Niederkassel, eine exzellente Partyband, die die ohnehin gute Stimmung noch weiter in die Höhe schnellen ließ. Letztlich konnten sich somit alle T2M-Finalisten als strahlende Sieger sehen. Bleibt
zu hoffen, dass sie jetzt auch mit ihrer Musik weitermachen. Das Potenzial haben sie allemal.
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