Was für ein Sound! Warm, weich, wohltönend – all das, was Duke Ellington einst als „mellow tone“ subsumierte, findet sich in Dusko Goykovichs Spiel. Der serbische Trompeter, der im vergangenen Jahr den Echo Jazz für sein Lebenswerk erhielt, hat im bis auf den letzten Platz belegten Pantheon Casino unter Beweis gestellt, dass er auch mit 83 Jahren sein Instrument meisterhaft zu spielen vermag. Beeindruckend, wenn auch mitunter in den Soli etwas vorhersehbar. Zusammen mit dem Martin Sasse Trio präsentierte er schönen, gepflegten Old-School-Jazz, Musik ganz ohne Ecken und Kanten. Perfekt für einen locker-leichten Abend zum Zurücklehnen und Genießen. Wenn auch leider ohne Aha-Effekt.
Goykovich, so Jazz-in-Concert-Chef Thomas Kimmerle, ist eine der wenigen noch lebenden und auftretenden Legenden. Einer, der in den 60ern mit Maynard Ferguson, Miles Davis, Dizzy Gillespie und
Sonny Rollins spielte. Und einer, der den Balkan Jazz maßgeblich mitentwickelte. Umso bedauerlicher war es, dass diese Aspekte der Goykovich-Geschichte im Pantheon Casino ein wenig ins
Hintertreffen gerieten. Avantgardistische oder osteuropäische Elemente blieben weitgehend außen vor, stattdessen standen Bebop und Cool Jazz im Mittelpunkt, die der Serbe mit diversen gefälligen
Versatzstücken verzierte. Vor allem in der ersten Konzerthälfte blieb daher ein Stück, bei dem das Martin Sasse Trio ohne Goykovich spielte, am auffälligsten, öffnete es doch als einziges einen
neuen Klangraum. Dafür schuf Goykovich im weiteren Verlauf unter anderem mit einem seiner Frau gewidmeten Bossa Nova unerwartete und dadurch umso schönere Momente.
Das Martin Sasse Trio erwies sich als gute Ergänzung zu Doykovichs Spiel: Gelassen und elegant begleitete es den Trompeter, der alle Stücke entweder selbst geschrieben oder zumindest arrangiert
hatte, und übernahm routiniert die notwendigen Solo-Passagen. Sasse selbst jagte virtuos über die Klavier-Tastatur, ohne sich aber allzu sehr in den Vordergrund zu spielen. Gleiches galt für
Henning Gailing am Kontrabass, der leider vor allem während seiner Soli viel zu leise war. Lediglich Drummer Joost van Schalk versuchte gelegentlich, sich abzusetzen – seine
eigenwillig-erratischen Improvisationen verhungerten aber auf halber Strecke, durchbrachen zwar den Rhythmus der Melodie, konnten sich aber weder ausreichend von diesem distanzieren noch einen
Gegenpuls generieren.
Das Publikum war dennoch begeistert, nicht zuletzt da Dusko Goykovich die Stücke immer wieder in die gewohnten, erwarteten Bahnen zurückbrachte. Was man kennt, das liebt man eben. Vor allem wenn
jemand die entsprechende Technik perfektioniert hat und seinem Instrument so zauberhafte Töne zu entlocken vermag wie der 83-jährige Serbe. Damit ist man immer auf der sicheren Seite. Manchmal
muss das einfach reichen.
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