Etwas leiser. Mit der gleichen Spannung, aber weniger Kraft. Für den Raum spielen, nicht gegen ihn. Hätten Soul-Keyboarder Frank McComb und seine jungen Trio-Partner Glenn Gaddum (Bass) und Yoran Vroom (Drums) dies nur im bis auf den letzten Platz ausverkauften Pantheon Casino beherzigt, wäre der Auftritt im Rahmen der „Jazz in Concert“-Reihe ein deutlich Schönerer geworden. Haben sie aber nicht. Lauter, lauter, forderte der 44-Jährige stattdessen immer wieder von der Technik, mehr Druck auf seine beiden Monitore, die das ihre zur Beschallung des kleinen Kellergewölbes beitrugen. Das rächte sich: An vielen Stellen war nur noch ein Klang-Brei zu vernehmen, sich zudeckende Klangteppiche ohne Struktur, begrenzt und eingeschränkt zum einen durch die funkig wummernden Bass-Töne, vor allem aber durch das überbordende Schlagzeug. Ein Genuss? Blieb so leider im Konjunktiv.
Dabei hatte McComb auf den ersten Blick alles, was man für ein großartiges Konzert benötigte: Seine Stimme war trotz einer Erkältung noch schön warm und samtig, sein Tastenspiel virtuos und
vielseitig. Auch die Begleitmusiker erwiesen sich als technisch versiert und konnten an einigen Stellen durchaus glänzen. Alles also wunderbar – für eine doppelt so große Bühne. Das Casino stieß
jedoch an diesem Abend an seine Grenzen, konnte die geforderte Wucht ebenso wenig kompensieren wie die etwa 150 Besucher, die sich, um etwas sehen zu können, fast alle im vorderen Teil drängelten
und so ein Durchkommen nahezu unmöglich machten. Alle wollten einen Blick auf McComb werfen, jenen Mann, der schon mit Branford Marsalis, Prince, George Benson und Chaka Khan arbeitete, den Leser
eines amerikanischen Musikmagazins zu den besten Keyboardern aller Zeiten zählen und der in Deutschland vor allem in Till Brönner einen großen Fürsprecher hat. Ein Musiker, der viel zu erzählen
hat und dies im Casino auch gerne tat. Wenn er sich nicht gerade in exorbitanten Soli ergoss.
Die dominierten ohnehin das gesamte Konzert. Jeder Titel ein weiterer Vorwand für die beliebten minutenlangen Umspielungen bekannter Floskeln – selbst Stevie Wonders „Superstition“ diente
lediglich als Einleitung für ein paar ausgiebige Instrumentalpartien, die allerdings zum Teil (erneut ist Drummer Yoran Vroom zu nennen) mehr Schein als Sein waren. Zugleich zog sich dadurch die
Veranstaltung so in die Länge, dass das zweite Set erst um 22 Uhr begann. Vor der langsam aber stetig kleiner werdenden Menge drehte McComb noch einmal auf und zeigte unter anderem mit einer
herrlichen Ballade, bei der Bass und Schlagzeug ausnahmsweise Sendepause hatten, warum er einen so guten Ruf in der Soul-Jazz-Szene genießt. Endlich einmal konnte man seine Stimme verstehen,
hatte das Keyboardspiel zumindest ansatzweise Platz, um sich zu entfalten. „You can make it“, propagierte McComb kurz darauf, „du kannst alles schaffen, was du dir vornimmst. Und wenn du auf
Menschen triffst, die dir sagen, dass du es nicht kannst, musst du sie auffordern, aus dem Weg zu gehen.“ Im Pantheon Casino war es allerdings McComb, der sich selbst im Weg stand. Und der das,
so schien es, noch nicht einmal bemerkte.
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