Warum nur gibt es keine guten Trinkshows? Auf allen Sendern reden Lafer, Lichter, Mälzer und Co über die richtige Art zu kochen, doch auch der Genuss von Bier, Wein, Wasser und Kaffee will gelernt sein. Behauptet zumindest Lebensmittelchemiker und Kabarettist Philipp Weber, der sich in seinem Programm „Durst“ für die Wertschätzung des Flüssigen einsetzt. Doch im Haus der Springmaus pendelt der aufgekratzte Odenwälder, dessen permanente Zappelei entweder auf ADHS oder einen Zuckerschock hindeuten könnte, derart erratisch zwischen Klamauk und Infotainment, dass er letztlich keiner Seite gerecht werden kann.
Dabei bietet das Fachwissen, mit dem Weber gerne um sich wirft, durchaus Grund zur Sorge: Jeder Mensch verschmutzt 5000 Liter Wasser pro Tag, berechnet er unter Einbeziehung all jenes kostbaren
Nass, das in einem Produkt oder einer Dienstleistung enthalten ist oder zur Herstellung verwendet wird. Gleichzeitig wachsen die Wüstenregionen weltweit pro Jahr um die Größe Irlands. Und wir in
unserer Luxuswelt importieren unter enormen Kosten (und mit hohem Schadstoffausstoß) „Cloud Juice“ aus Tasmanien. Regenwasser! Von der anderen Seite des Globus! Da kann Weber nur den Kopf
schütteln. Und schnell mal ein paar platte Witze erzählen, damit die Stimmung nicht kippt. Irgendwas mit Stuhlgang, das geht immer.
Tatsächlich scheitert Webers Programm an der unbegründeten Angst des Künstlers, sein Publikum mit Fakten zu überfordern. Aufklärung ja, aber nur wenn sie unterhält. Auf Teufel komm raus. Nur
selten greift er daher auch zur bitterbösen Satire, etwa wenn er eine Fair-Trade-Kaffee anpreisende Verkäuferin fragt, ob dann all die anderen Sorten in ihrem Angebot in der afrikanischen
Gluthitze von Fünfjährigen gepflückt worden seien. Da muss das Publikum schlucken. Eigentlich eine gute Sache. Nur nicht in den Augen Webers, der sogleich das Thema wechselt, von Sauerkrautsaft
und Ohrenschmalzbroten faselt und schließlich bei der Entschlackung genannten Ausscheidung dieser kulinarischer Fragwürdigkeiten landet.
Immerhin wird Weber nach und nach etwas stärker weil ernster. Stichwort Sucht. Sowohl die nach Zucker (selbst Bionade-Trinker kriegen bei einer Überdosis Öko-Diabetes) als auch die nach Alkohol.
„Jeder Tropfen senkt aktiv die Gehirnleistung“, erklärt er – „und das macht glücklich.“ Kein Wunder, dass das Bedürfnis nach einem ordentlichen Schluck zum Runterkommen schnell zu einem
Automatismus wird. Von einem Verbot hält der Weinliebhaber allerdings auch nichts: „Man muss mit allem mäßig umgehen, auch mit der Mäßigung“, zitiert er Epikur. Gilt übrigens auch für schlechte
Klo-Witze. Nur so als Anregung.
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