„Nicht nur der kleine Benny ist from Heaven, sondern auch eure Stimmen“, hat ein Zuschauer in der Pause ins Online-Gästebuch geschrieben. Putzig. Die Sänger von Tonalrausch, dem a-capella-Quintett aus Leipzig, sind gerührt. So ein schönes Kompliment, vor allem in Verbindung mit einem zuvor gesungenen Lied. „Pennies from Heaven“, die große Bing-Crosby-Nummer, mit dem parodistischen Text von Eddie Jefferson und einem faszinierenden Arrangement. Eines von vielen aus dem neuen Programm „Vocology“, das die zwei Damen und drei Herren gerade im Pantheon Casino vorstellen. Doch trotz toller Stimmen und abwechslungsreicher, reizvoll gestalteter Songs kann der sprichwörtliche Funke kein dauerhaftes Feuer entzünden. Warum auch immer. Könnte natürlich an Bonn liegen – hier hat die Band nach eigener Aussage immer ein bisschen schlechtes Karma.
Dabei machen Tonalrausch eigentlich alles richtig. Für fast jeden ist etwas im Repertoire, Jazz-Standards (darunter John Coltranes „Afro Blue“ sowie ein vertextetes Charlie-Parker-Saxofon-Solo) reihen sich an Britney-Spears-Hits („Toxic“) und melancholische schwedische Volkslieder. Dichter Harmoniegesang abseits von Schema F zeigt die technischen Fähigkeiten des Quintetts, dessen Mitglieder lediglich in manchen hohen Passagen etwas dünn klingen, dafür aber in den Mittellagen zu strahlen vermögen. Wo also liegt das Problem? Vielleicht in dem Versuch, alles perfekt zu machen, Pop- und Jazz-Fans gleichermaßen zu begeistern und dabei auch noch witzig zu wirken. Manchen Gruppen gelingt das auf Anhieb – bei Tonalrausch wirkt es dagegen sehr bemüht, wenn Bariton Friedrich Rau als Geruchsbelästigung für seine Kollegen in den „Summer Rain“ geschickt oder Altistin Diana als Frau der Extreme beschrieben wird (weshalb sie denn auch bei „Toxic“ extra dick aufträgt). Auch die Aufforderung, doch in der Pause die Homepage zu besuchen und sich dort zu verewigen, erscheint fragwürdig: Für den besten Eintrag des Abends gibt es eine CD, also eine Art Bestechung für das größte Lob. Muss das sein? Zeugt das von Selbstbewusstsein? Reicht nicht die Musik? Anscheinend nicht. Seltsamerweise ist es ausgerechnet ein narzisstisches Autosuggestiv-Lied von Tenor Gabriel Fuhrmann, das am überzeugendsten wirkt, Schwung hat, herrlich lustig ist und von einer guten Bühnenshow getragen wird. Top! Da ist es ja, das gute Karma.
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