Eigentlich sollte es ja um Kino gehen. Um die Kunst im Allgemeinen sowie um das gleichnamige, mit einem zusätzlichen emphatischen Ausrufezeichen versehenen Buch, das Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck („Das Leben der Anderen“) derzeit auf einer Lesereise in Deutschland vorstellt. Doch in der Bundeskunsthalle, wo der Oscarpreisträger auf Einladung von Literaturhaus Bonn und Rita Baus zu Gast war, kam es zu einem Eklat, als Moderatorin Renan Demirkan ihren Gegenüber für seine Verteidigung des Scientology-Mitglieds Tom Cruise scharf attackierte.
Donnersmarck hatte nämlich im Juli 2007, als Brian Singers Stauffenberg-Film „Operation Walküre“ in Berlin beinahe von Drehverboten gestoppt worden wäre, Partei für den Schauspieler ergriffen.
Immerhin ist Religion immer noch Privatsache – im Falle von Tom Cruise wurde sie jedoch zu einem Politikum, das Demirkan, die schon zuvor mit ständigen Unterbrechungen ihres Interviewpartners im
Publikum für Unmut gesorgt hatte, nun erneut befeuerte.
Es spricht für Donnersmarck, dass er sich von Renan Demirkan nicht aus der Fassung bringen ließ und stattdessen – trotz eines Interventionsversuchs der Autorin und Schauspielerin – das tat, wofür
das Publikum eigentlich gekommen war: Er las und sprach ausgiebig über seine Leidenschaft für das Kino. Auch für den deutschen Film machte er sich stark, brachte gar eine Kulturquote ins
Gespräch, wie sie in Frankreich bereits seit Jahren existiert und stellte klar, dass die Bundesrepublik Freiräume schaffen müsse, um die ihr eigenen Themen zu bearbeiten. „Lincoln ist nicht unser
Präsident, die Comic-Superhelden gehören nicht zu unserer Mythologie“, sagte er. Das Problem sei dabei nicht so sehr die Filmförderung, die hierzulande hervorragend sei, sondern die viel zu
geringe Chance, derartige Werke dann auch irgendwann einmal auf der großen Leinwand zu sehen. „Das ist eine Frage des kulturellen Selbstbewusstseins“, erklärte Donnersmarck.
Schließlich, nachdem er im Laufe von zwei Stunden mehrere seiner lesenswerten, teils philosophischen Betrachtungen zur Aufgabe von Regisseur und Schauspieler vorgetragen hatte, stellte sich
Donnersmarck den Fragen des Publikums – und musste in zwei Fällen ziellose minutenlange Monologe über sich ergehen lassen. Selbst dabei blieb er jedoch ruhig und verbindlich, blockte nur einmal
ab: Als es um sein nächstes Projekt ging. „Erst wenn ich eine Einsicht habe, wage ich mich in die Arena des Films“, sagte er. Konkreter wollte er nicht werden. Die Erlöse aus dem Buchverkauf vor
Ort gehen übrigens an die Fürst-Donnersmarck-Stiftung für Menschen mit Behinderung.
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