Am besten sind sie, wenn sie nichts sagen: Das Comedy-Duo Ozan & Tunç, dessen Mitglieder seit Jahren zu den Ensembles von Kölner Stunksitzung (Ozan Akhan) respektive Pink Punk Pantheon (Tunç Denizer) gehören, hat bei der Bonn-Premiere ihres zweiten Programms „Ab- und Zuwanderer“ im Pantheon erst spät Fahrt aufgenommen und trotz einiger guter Sketche insgesamt nur einen mäßigen Eindruck hinterlassen. Zu schwach die Pointen, zu unausgewogen Timing und Dynamik, zu überdreht so manches Spiel – und so gehören denn jene Passagen, in denen allein das Minenspiel entscheidet, zu den stärksten des gesamten Abends. Und jene, in denen die Vokalakrobatik auf die nächste Stufe gehoben wird.
Größtes Problem: Die Texte. Bemühte, gekünstelte Konstrukte, sprachlich steif und ohne großen Witz. Wenn in einem typisch komödiantischen Missverständnis der Naturschutz Ennepetal (kurz NSE) dank
eines Akzents mit der NSA verwechselt und die Vögel im Sumpf mit fataler Symbolik aufgeladen werden, besitzt das ebenso viel reizlosen Holzhammer-Humor wie der Versuch Ozans, als Aggro-Rapper mit
tief hängender dicker Hose dem vermeintlich snobbistischen Gutmenschentum Tunçs Paroli zu bieten. Dann doch lieber klassische Slapstick-Nummern, grotesk überzeichnet wie im scheinbar mit Lachgas
gefüllten Flugzeug oder als einen Tisch deckende Tangokellner.
Dabei können die beiden eigentlich viel mehr. So zeigt Ozan als ausgebeuteter Arbeiter, der treuherzig dem Chef mittels eines Briefs seine Zuneigung übermittelt, einige zynische Momente, deren
Wirkung aber durch die Langatmigkeit der Nummer verpufft. Verdichtung wäre hier das Zauberwort. Oder Entschlackung. Gleiches gilt für die eigentlich großartige Detektiv-Geschichte, die Tunç als
lebende Klangbibliothek meisterhaft zu untermalen versteht, durch Ozan aber so sehr gedehnt wird, dass sie letztlich durchhängt. Passgenau lediglich der Auftritt Tunçs als Tunte Andy, der bei
einem Eskalationstrainer Selbstbehauptung lernen möchte und klischee-, aber auch wirkungsvoll die Bühne dominiert. Davon bitte mehr.
Doch was hat es eigentlich mit dem Titel des Programms auf sich? Wo sind die „Ab- und Zuwanderer“ in diesen Sketchen? So richtig weiß es keiner. Ja, Ozan und Tunç zählen sich zu dieser Gruppe,
wie sie schon in der Einleitung sagen, pendelten beide bereits zwischen der Türkei und Deutschland, wurden in beiden Ländern als Fremde betrachtet. Doch genau diese Problematik spielt in den
einzelnen Sketchen keine große Rolle, sieht man einmal von den zwei mehrfach auftauchenden Pennern ab, die als Ab- und Zuwanderer der Straße bezeichnet werden. Diese verlotterten Gestalten sind
jedoch nicht etwa auf der Suche nach einer Identität oder einer Heimat, sondern werden von Ozan und Tunç zu skurrilen Erklärbären hochstilisiert, die die Geheimnisse von Heilfasten, Burnout und
Elektrosmog zu ergründen versuchen. Eine verschenkte Chance. Trotzdem könnten diese beiden Figuren sehr unterhaltsam sein – doch einmal mehr fehlt die Schlusspointe, mangelt es an einem über das
Gezeigte hinausgehenden Kontext, an Aussage und Bedeutung. Schade.
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