Einst war Basta ganz weit oben, große Hallen wie etwa die Kölner Oper füllend, Tausende begeisternd. Mit „Gimme Hope Joachim“ schafften es die Kölner zur Fußball-WM 2010 sogar auf Platz 18 der deutschen Charts. Diese Zeiten sind vorbei. Seit Jahren befindet sich ihr Stern im Sinkflug – jetzt haben die Fünf mit einer vor Albernheiten triefenden Show im Pantheon bewiesen, dass unter den einst prächtigen Farben der ehemaligen Kronprinzen der deutschen a-cappella-Szene mehr und mehr das mottenzerfressene Narrenkostüm durchscheint.
Was soll man auch sonst zu Sängern sagen, die sich als Flamenco-Flamingos auf die Bühne stellen, zu strammer Marschmusik die Zeilen „von der Mosel bis zur Neiße, Liebe ist Scheiße“ intonieren und
schon bei der Einstudierung eines Pfeifkonzerts scheitern? Die bemüht gedrechselte Lieder auf Karnevalsschlager-Niveau in weitgehend austauschbaren Arrangements präsentieren oder Prince-Songs
verhunzen (aus „Kiss“ wird bei Basta wahlweise „Spliss“ oder „Viss“ – ob die für diese offensive Schleichwerbung Geld bekommen)? Und die in jeder Sekunde nicht etwa nach Komplimenten, sondern in
den Brackwassern der Musik-Comedy verzweifelt nach Lachern fischen?
Gut, Basta hat schon immer zu jener Fraktion gehört, die – ähnlich wie die Wise Guys – ihre selbst geschriebenen (bei Cover-Songs verunstalteten) Texte mit einer ordentlichen Portion Komik
würzen, statt wahllos irgendwelche Welthits nachzusingen oder sich wie die legendäre Real Group im Spannungsfeld zwischen Jazz und Popularmusik zu den höchsten Weihen der Vokalmusik
aufzuschwingen. Doch wenn man dank des permanent dröhnenden Kalauer-Alarms keine feinen Untertöne mehr wahrzunehmen vermag, läuft irgendetwas ganz gewaltig schief. Während beim Vorgängerprogramm
„Basta macht Blau“ noch düster-kritische Titel wie „Abschalten“ und wunderbar sentimentale Stücke wie „Meine liebsten Lieder“ für ein wenig Abwechslung sorgten, scheinen die Kölner bei „Domino“
nur noch ein ums andere Mal in die Pfütze der Peinlichkeit stolpern zu wollen. Mal macht sich Werner Adelmann bei einem besungenen Disco-Besuch zum Affen, dann wieder ist es der neue Bass Arndt
Schmöle, der Grimassen schneidend und zwecks Anonymisierung mit verzerrter Stimme Anekdoten aus seiner Jugend erzählen soll und dabei permanent unterbrochen wird, ohne dass eine einzige Pointe
zünden könnte. Als dann auch noch der Altersunterschied in Peter Maffays „Und es war Sommer“ auf die Spitze getrieben wird („Ich war 16 und sie 81“), sehnt man sich danach, dass die beständig
fallenden Domino-Steine einfach mal liegen bleiben mögen.
Dem Publikum sind derartige Kritikpunkte allerdings egal. Es bejubelt jeden noch so flachen Witz, jedes neue Lied nach gewohntem harmonischem Strickmuster, jede alberne Clownerie. Treue Fans, die
mit ihrer Lieblings-Band durch dick und dünn gehen. Die begeistert bei der als Balkan-Polka dargebotenen Schöpfungsgeschichte mitwippen, über Nilpferd-Kniebeugen lachen und genüsslich einer der
einst erfolgreichsten deutschen a-cappella-Bands dabei zusehen, wie sie sich selbst dekonstruiert. Vor einigen Jahren hätte man noch gesagt, dass Basta so etwas nicht nötig hat. Inzwischen
scheint es das einzige zu sein, was ihnen noch Auftrieb verleiht. Bleibt nur die Frage, wie lange das noch gutgeht und wann man dem Quintett, ihr eigenes Wortspiel verwendend, leise ein
„Bastalavista“ hinterherrufen muss.
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