Alles schön harmlos. Und ganz ohne Stress. Keine Konflikte, nur Friede, Freude, Harmonie. Musik, einfach die nicht weh tun soll: Mit gefühlvollen Balladen und gefälligen Partysongs hat die Poprock-Band Revolverheld gestern Abend das erste KunstRasen-Konzert des Jahres gegeben und dabei die gut 8000 Besucher ein ums andere Mal zum Jubeln gebracht. Zu Recht, denn egal wie man zu den Hits der Wohlfühl-Pistoleros steht, zu dem verklärten „Halt dich an mir fest“, der Fußball-Hymne „Helden 2008“ oder dem Heiratsantragshilfslied „Ich lass für dich das Licht an“ – die Live-Qualitäten der Hamburger Formation sind über jeden Zweifel erhaben. Mühelos nehmen die Jungs um Frontmann Johannes Strate das Publikum für sich ein, das ausgelassen jede Gelegenheit nutzt, um frenetisch mitzuklatschen und das ein oder andere „Ohohoh“ oder „Shalala“ mitzusingen. Oder auch gerne komplette Lieder. Textsicher genug ist die Menge ohnehin.
Über mangelnden Erfolg kann sich Revolverheld derzeit ohnehin nicht beklagen. 2014 war bereits ein Rekordjahr: Platin für das Studioalbum „Immer in Bewegung“, Sieg beim Bundesvision Song Contest mit „Lass uns gehen“, eine ausverkaufte Tournee. 2015 dann der erste Echo (in der Kategorie „Beste Band Rock/Pop National) – besser könnte es für die Nordlichter nicht laufen. Dennoch folgt ihnen mitunter die Häme: „Wäre man böse, könnte man sagen, wenn Pur Songs von Coldplay und Franz Ferdinand nachspielen würden, klänge das ungefähr wie Revolverheld“, hat ein Kritiker erst neulich geschrieben. Ganz falsch ist das nicht. Es ist die Musik einer Generation, die nirgendwo anecken will, die niemals rebellieren musste und gerade deshalb so unglaublich massenkompatibel ist. Spätestens seit Strate in der Jury von „The Voice Kids“ sitzt, gilt Revolverheld ohnehin als familientaugliche Konsensband, als je nach Vorliebe größter oder kleinster gemeinsamer Nenner. Auch musikalisch: Gute, aber leider letztlich weitgehend austauschbare Riffs von Gitarrist Kris Hünecke (der immerhin ab und zu in Soli zeigt, dass er auch mehr kann) werden oft genug überzogen mit Pathos, Schmalz und Romantik. Liebeslieder, Herzschmerzlieder, Trennungslieder, Weltveränderungslieder. Und nur selten, etwa am Anfang des Konzerts, kommen echter Rock oder knackige Elektronikpulse zur Geltung, die zumindest für etwas Reibung sorgen. Deswegen muss man Revolverheld nicht böse sein, muss den zitierten Vergleich nicht unbedingt anstreben, zumal die sympathische Band für eine herausragende Stimmung sorgt – und auch dafür, dass selbst Rocker irgendwann weich werden und die Partnerin in den Arm nehmen, während sie gemeinsam „Das kann uns keiner nehmen“ singen. Hat irgendwie was. Zumindest wenn nicht mehr erwartet als einen netten Wohlfühlabend.
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