Offiziell leben wir in Deutschland ja in einer Zivilgesellschaft. Aber in einer, die nur dann aufzuschreien scheint, wenn bei einem Unglück Landsleute betroffen sind. In seinem neuem Programm „Emfatih“, das jetzt im Pantheon seine Bonnpremiere feierte, geht Fatih Cevikkollu nun dagegen vor. Oder versucht es zumindest. Kabarett fürs Herz statt fürs Hirn soll es sein, mit Wahrheiten, die man fühlen muss und weniger verstehen. Ein reizvoller Ansatz. Doch so ganz geht der Plan nicht auf.
Mal fehlt es an Tempo und Spannung, dann wieder an konkreten Aussagen. Gut, rasiermesserscharf wie Wilfried Schmickler muss nicht jeder Kabarettist argumentieren, aber mehr als Zustandsbeschreibungen wären schon nett. Doch statt Analysen gibt es immer wieder egozentrische Momente und Hinweise auf die eigene Erfahrung als Quotentürke bei „Alles Atze“. Da winkt der Comedian Fatih dem Kabarettisten zu, der sogleich anfängt, das Publikum mit Klischees zu bombardieren. Und dabei selbst die Frage zur Bewertung des Programms stellt: „Wie viel Geist ist da drin?“ Eine einfache Antwort gibt es nicht, zumal Cevikkollu Diktatoren ein „Schrumpfhoden-Syndrom“ unterstellt, statt in die Tiefe zu gehen, plakativ einen Entschädigungsfond der Rüstungsindustrie fordert und sich immer wieder intelligentes Publikum wünscht, aber nicht erfreut zu sein scheint, wenn dieses sich zu Wort meldet. So wirkt „Emfatih“ nett, aber irgendwie unbefriedigend, ist weder Fisch noch Fleisch – und befriedigt letztlich weder Herz noch Hirn.
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