Die Musik kommt wie eine willkommene Flut. Stetig, belebend, mitunter wuchtig, immer intensiv. Sie füllt die Harmonie wie ein Aquarium – und mittendrin schwimmen drei Pinguine aus Manchester, Nutznießer und Verursacher dieser Umwandlung, die mit unglaublicher Gewandtheit und Spielfreude zeigen, dass sie derzeit zu Recht zu den neuen Hoffnungen des britischen Jazz gezählt werden. Wobei Jazz ein dehnbarer Begriff ist: Akustische Electronica nennen GoGo Penguin ihren Stil eigentlich, diese ungeheuer reizvolle Piano-Trio-Klangentwicklung, die in ihrer Melodieführung immer wieder an Martin Tingvall oder Esbjörn Svensson erinnert und in ihrem druckvollen Rhythmus mitunter tatsächlich an eine komplexe Weiterentwicklung von Trance-Beats. Und die einfach Spaß macht.
Einen langen Tag haben Pianist Chris Illingworth, Bassist Nick Blacka, und Drummer Rob Turner schon hinter sich, als sie ihre ersten Schwimmzüge machen: Auf Einladung des Beethovenfests und der
Harmonie sind sie extra für den Auftritt nach Bonn gekommen, um 4 Uhr morgens aufgestanden und seitdem im Dauereinsatz. Davon merkt man allerdings nichts. Illingworths Finger jagen über die
Tasten und erwecken eindringliche, kleine Motive zum Leben, die sich gerne für ein paar Momente im Kreis drehen, nur um dann davonzuflitzen oder aufzugehen in etwas Größerem. Auch Blacka trägt
prominent zu diesem melodischen Schöpfungsprozess bei, wenn er nicht gerade mit brillantem Spiel Impulse setzt, während Turner mit unglaublicher Präzision einen hochkomplexen rhythmischen Boden
gestaltet, der sich immer wieder in explosiven Ausbrüchen erhebt, um dann wieder zur Ruhe zu kommen. Immer wieder treten neue Ansätze zutage, einmal wird gar der Effekt einer hängenden CD
simuliert – das muss man mit akustischen Instrumenten erst einmal hinkriegen. Bravo!
Bei ihrem ersten Besuch in Bonn schlagen die Pinguine auf jeden Fall ein wie eine Bombe. Das Publikum im ausverkauften Saal bejubelt frenetisch die Kompositionen der drei Engländer, zu denen auch
einige neue Stücke gehören, die erst Anfang kommenden Jahres auf dem dritten Album des Trios veröffentlicht werden. So gibt es denn gewissermaßen ein paar Welturaufführungen in der Bundesstadt.
Und die Hoffnung auf eine Wiederholung. Vielleicht im Frühjahr. Wenn es wieder heißen darf: Wasser marsch. Lasst die Pinguine schwimmen.
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