Besser hätte es kaum laufen können: Das achte Green Juice Festival hat am vergangenen Wochenende mit perfektem Wetter und der dazugehörigen Stimmung für einen weiteren Höhepunkt der Bonner Open-Air-Saison gesorgt. Über 7000 überwiegend junge Besucher tummelten sich auf dem Gelände im Beueler Ortsteil Villich und ließen sich von sieben Bands harte Riffs und heiße Rhythmen um die Ohren hauen. Indie, Hardcore, Punk, Hip Hop und Ska dominierten, eine bunte Mischung abseits des Mainstreams, die dennoch einen gemeinsamen Nenner zu haben schien. Zumindest deutete das wild tanzende Publikum darauf hin, das zu dem brodelnden, temporeichen Geschrei der Aachener Band Fjørt (die es übrigens immerhin verstand, zwischen Metal-Gewittern, inszenierten Ausbrüchen und emotionalen Inhalten zu balancieren) ebenso abfeierte wie zu den Jamaika-Rhythmen der Slapstickers, die als Lokalmatadore ohnehin die Menge um den kleinen Finger wickeln vermochten.
Das Line-Up konnte sich aber auch wirklich sehen lassen. Die Veranstalter, die Brüder Julian und Simon Reininger sowie Felix Weyrather, hatten noch einmal eine ordentliche Schippe draufgelegt und
mit Gruppen wie der mit massiven Bässen das Publikum zum Brodeln bringenden Hip-Hop-Elektro-Formation Rakede oder den wirklich fantastischen Wiener Rockern von The Gogets die Messlatte deutlich
höher gelegt als noch in den vorherigen Jahren. Doch selbst diese erstklassigen Formationen verblassten hinter dem Headliner: Jupiter Jones gehören schon länger zu den populärsten Vertretern der
deutschen Indie-Rock-Szene und waren auch beim Green Juice Festival Publikumsmagnet Nummer 1. Viele hatten sich nur wegen der Eifel-Band Tickets besorgt – wann sonst hat man schon die
Gelegenheit, diese Band für zwölf Euro zu erleben? Und tatsächlich wurde das Quartett mit ihrem neuen Sänger Sven Lauer, der den 2014 aufgrund von Angstattacken ausgeschiedenen Nicholas Müller
ersetzt hat, den Erwartungen mehr als gerecht. Kraftvoll erschienen sie, klarer, auch etwas weniger artifiziell als zuletzt, ohne einen Großteil der überbordenden Synthiklänge und dafür
stringenter. Tut ihnen gut. Lauer ebenso. Zwar hat er nicht jene unbändige Wucht, die Müller auszeichnete, ist vielleicht nicht ganz so kantig und schroff, röhrt aber nichtsdestotrotz mit einer
Vehemenz ins Mikro, die Jupiter Jones hervorragend zu Gesicht steht. Dazu kommen eine phänomenale Bühnenpräsenz – und gute Einfälle. So ließ Lauer sich beim Green Juice Festival auf einem
Surfbrett durch die Menge tragen, die spätestens mit dem Jupiter-Jones-Konzert das Crowdsurfing zum Massensport erkoren hatte. Nun war der Sänger obenauf, den Fans vertrauend und ihnen ganz nah.
Klasse.
Damit bildete der Auftritt von Jupiter Jones ein gelungenes Finale für ein letztlich zweitägiges Festival, das lokale Bands ebenso unterstützt wie bundesweit erfolgreiche. Schon am vorhergehenden
Freitag war auf dem Villicher Gelände bei freiem Eintritt ein Warm-Up zu erleben, das mit Formationen wie Peanutbutterspiritlover aus Hennef oder Memories of July aus Bonn (beides ehemalige
Teilnehmer des Toys2Masters-Bandwettbewerbs) eindrucksvoll unter Beweis stellte, dass in der Region viele junge Nachwuchsbands auf ihre Chance warten. Und wer weiß, vielleicht steht die eine oder
andere ja in Zukunft am Haupttag auf der Green-Juice-Bühne. Dass es weitergeht, ist bereits jetzt beschlossene Sache: Am 20. August 2016 geht das Festival in die neunte Runde.
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