Manchmal lohnt es sich, etwas Neues zu probieren. Vorzugsweise in kleinen Häppchen, um zu sehen, ob man auf den Geschmack kommt. Mit diesem Konzept hat das Bonner Pantheon jetzt zu einer ganz besonderen Mixed Show eingeladen: Kabarettistische Appetizer in vier verschiedenen Geschmacksrichtungen zwischen Impro-Theater, Polit-Kabarett und Eltern-Comedy waren angerichtet, präsentiert von bislang eher unbekannteren Künstlern aus der Region. Ein Testessen, das durchaus Lust auf mehr machte. Denn das vom Maître d’hôtel Fatih Cevikkollu servierte Spezial-Menü ließ letztlich jeden Gast auf seine Kosten kommen.
Dabei reichte es mitunter schon, wenn die handwerkliche Qualität stimmte. Denn sonderlich innovativ war etwa das Improvisations-Programm des Kölner Duos Piplies & La Minga nicht. Das übliche
eben: Das Publikum nannte Begriffe, die die beiden Komikerinnen als Grundlage für ihre Spontansketche nahmen. Doch auch das muss man erst einmal können – und die Damen konnten. Vor allem der
Genre-Mix in einem imaginären Faltboot war hervorragend in Szene gesetzt und überstand selbst eine Werbe-Einlage und eine Western-Musical-Nummer mit Wodka statt Whiskey. Das Publikum war
begeistert, wenn auch intellektuell nicht übermäßig gefordert. Dies änderte sich allerdings grundlegend mit dem Auftritt von Gregor Pallast: Der Bonner war als einziger politischer Kabarettist
des Abends gewissermaßen der Hauptgang fürs Hirn. Statt einer Dauerberieselung mit Pointen gab es geschickt drapierte Erklärstücke, die zum Mit- und Nachdenken anregten. Die aktuelle Diskussion
um Krebs erregendes Fleisch griff Pallast ebenso auf wie den Rücktritt von VW-Chef Martin Winterkorn. Zugleich entlarvte er das Politik(un)verständnis von Angela Merkel mit ihren eigenen Worten –
was ausgerechnet Fatih Cevikkollu derart irritierte, dass er in seiner Abmoderation die Kanzlerin nachdrücklich in Schutz nahm, nur um sich direkt im Anschluss über die CDU zu echauffieren.
Nach dieser kontrastreichen ersten Hälfte erwies sich der Rest des kabarettistischen Dinners als weitaus homogener. Im Mittelpunkt: Kinder. Beziehungsweise die Probleme mit selbigen. Sowohl die
Radiomoderatorin Gudrun Höpker als auch Schauspieler und Kabarettist Nito Torres müssen sich derzeit mit den Besonderheiten ihrer Sprösslinge auseinandersetzen und verarbeiten die familiären
Debatten mit viel Witz auf der Bühne. Mal ist es der vorwitzige Sohn, der seine Mutter bei Tierfragen einfach nicht ernst nimmt und die vermeintliche Depression eines Schabrackentapirs angesichts
des beleidigenden Namens nicht nachvollziehen kann, dann wieder ist es die vierköpfige Mädchenbande, die den Vater in den Wahnsinn und in die Arme der Zeugen Jehovas treibt. Im Pantheon konnten
offenbar viele Besucher die Leiden der Eltern nachvollziehen – vor allem Nito Torres, der zwischenzeitlich mit Mickie-Krause-Perücke und elegantem Gitarrenspiel seine spanische Seite zeigte
und dessen großartiger Text über ein gemeinsames Mittagessen vor Witz schier überquoll, erhielt begeisterten Applaus. Letztlich dürfte aber das gesamte Pantheon-Spezial-Menü allen Gästen
geschmeckt haben. Und wer weiß, vielleicht hat der ein oder andere ja noch Lust auf einen Nachschlag. Dafür, so verspricht das Pantheon, besteht in naher Zukunft eine Chance.
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