Kuckuck. Kuckuck. Kleine Terz. So einfach kann Musiktheorie sein. Hätten Timm Beckmann und Tobias Janssen es nur dabei belassen. Doch das Duo, das als Pro:C-Dur jetzt mit ihrem Musikkabarett-Programm im Haus der Springmaus gastierte, musste den Ansatz unbedingt ausreizen. Wo ist denn nur der Kuckuck in der Rockmusik versteckt, so die Frage. Wo ist die kleine Terz, auf die man den Vogelruf setzen kann? Wo die Quarte für das Tatü-Tata der Feuerwehr? Und wo der Witz?
Es sind diese viel zu schwachen Pointen, die den Auftritt von Pro:C-Dur bestimmen – das und der bewusste, vielleicht sogar nur inszenierte Mangel an stimmlicher Ausbildung. „Es ist auch ein
Talent zu erkennen, was man nicht kann“, sagen beide mit einer beachtlichen Portion Selbstironie und -erkenntnis. Auch wenn Singen für Musikkabarettisten mitunter schon von Vorteil wäre,
insbesondere wenn man sich mit Vorliebe jene Rocksongs ins Repertoire holt, deren Höhe oder einfach deren Ausdruck besondere Anforderungen an die Stimmbänder stellen. Ärgerlich wird dies um so
mehr, als die beiden Musiker auch in anderer Hinsicht schwächeln: Vor allem der eigentlich recht erfahrene Beckmann (er hat bereits 2007 zusammen mit Christiane Weber den Deutschen
Kleinkunstpreis erhalten) stolpert immer wieder, findet ausgerechnet bei „Rhythm is a Dancer“ nicht den richtigen Rhythmus, verliert sich gerne mal in seinen gekünstelten Synthi-Klängen und
verheddert sich selbst im klassischen Bereich in den Akzentuierungen. Eine ganz schwache Vorstellung.
Dabei können die beiden ja durchaus spielen und ihren eigenen „kulturellen Auftrag“, Rock und Klassik zusammenbringen, prinzipiell erfüllen. Wenn sie sich nur den nötigen Raum gewähren würden,
statt immer auf die schnelle Pointe zu schielen. So mischt Janssen etwa „La Paloma“ in seinen Carmen-Vortrag auf der E-Gitarre, was tatsächlich hervorragend funktioniert, bis Beckmann sich
einmischt und aus der Parodie einen Kalauer macht. Der Pianist wiederum zeigt sich in einer musikalischen Gegenüberstellung von Mozart und Pharrell Williams als Virtuose, dessen jazziges Solo
erfreulich spritzig ist und hervorragend zu dem Spiel seines Kollegen passt – doch als die beiden dann aus unerfindlichen Gründen auf einmal in ein völlig sinnfreies, banales
Glückseligkeits-Medley wechseln, ist es mit der Begeisterung schon wieder vorbei.
Ein ums andere Mal schießen sich Beckmann und Janssen auf diese Weise selbst ins Bein. Die Talente, die sie zweifelsfrei besitzen, kommen nur unzulänglich zur Geltung, übertüncht von dem
verzweifelten Versuch, möglichst lustig sein zu wollen. Dabei fehlt es an Spannungsaufbau ebenso wie an einem guten Klang, beides in so einem Rahmen unverzichtbar. Ganz besonders bitter stößt
allerdings ein Lied gegen Ende des Programms auf: Ausgerechnet Pro:C-Dur, die Rock und Klassik immer wieder miteinander vermischen (und dabei häufig den einzelnen Stücken nicht wirklich gerecht
werden), wettern gegen Crossover-Künstler wie Adoro, die zehn Tenöre oder David Garrett. „Wir fordern Respekt vor guter Musik“, rufen die beiden. Richtig so. Diese Forderung gilt es zu
unterschreiben. Nur sollten die Rufer vielleicht zunächst einmal vor der eigenen Haustür kehren.
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