Live-Musik, wohin man ging: Beim ersten Bonner Straßenmusikfest haben am vergangenen Samstag zahlreiche lokale Bands die Stadt an mehreren geschickt gewählten Plätzen ein wenig bunter und lebendiger gemacht und bewiesen, dass auch der öffentliche Raum erfreulich gut klingen kann. Im Bonner Loch sowie auf dem Bottler- und dem Marktplatz hatte das Kulturamt der Stadt Bonn zusammen mit der Musikstation des Kleinen Muck, der Viertelbar und der Jazzbäckerei kleine Bühnen aufgebaut, auf denen von 14 bis 19 Uhr für Stimmung gesorgt wurde; dazu gesellte sich die Jazztube in den U-Bahn-Stationen Universität/Markt und Hauptbahnhof/Thomas-Mann-Straße und ab dem frühen Abend der Alte Zoll. Jazz, Rock, Pop, Folk und Weltmusik – für jeden Geschmack war etwas dabei.
Im so genannten Klanggrund konnten sich vor allem die Fans einer etwas härteren Gangart wohlfühlen. So ließ es etwa die junge Bornheimer Formation „Wasted Future“ mit ihrer Mischung aus Rock,
Punk und Rap richtig krachen – wenn denn der Bass mitspielte. Die Stufen des Bonner Lochs waren vor allem mit jungen Menschen gefüllt, die gezielt die verschiedenen Bands unterstützen wollten,
doch auch viele Passanten blieben immer wieder stehen, um für ein paar Minuten zuzuhören. Auch Rolf Kewitz gehörte dazu. „Ich finde diese Aktion klasse“, sagte er. „Vor allem freut mich, dass das
Bonner Loch auf diese Weise aufgewertet wird. Sonst ist das ja eher ein Platz, den man meidet, aber heute kommen die Leute bewusst hierher.“
Gute Stimmung herrschte auch am Bottlerplatz, wo Bands wie das türkische Indie-Folk-Duo Kent Coda oder das Bonner Kollektiv Blümchenknicker ganz entspannt dem Sommer eine Stimme gaben. „Ich werde
wohl noch einige Zeit hierbleiben, die Musik hier interessiert mich am meisten“, erzählte Sabine Büttner, die potenziellen Lärmbeschwerden skeptisch gegenübersteht. „Wir sind hier mitten in der
Stadt, und zwar tagsüber. Da fände ich es albern, wenn sich jemand beschweren würde“, sagte sie. Ähnlich sah es Ludwig Both, der sich für noch mehr Musik im öffentlichen Raum aussprach. „Dieses
Straßenmusikfest ist doch eine großartige Idee. Ich würde mir jetzt noch wünschen, dass es ein paar mehr Jam-Sessions geben würde, vor allem abseits von Blues und Jazz. Gerade im Sommer muss so
etwas draußen stattfinden können“, war der Student überzeugt.
Auch Peter Suckow freute sich über die Belebung der Stadt. „So etwas braucht Bonn einfach“, kommentierte der 70-Jährige, während er zusammen mit seiner Frau Albina der vielseitigen Gitarren-Musik
des Café Gitane lauschte. „Wenn sie ansonsten in die Stadt geht, ist man ja nach 20 Minuten mit dem Bummel fertig. Jetzt aber bleiben die Leute immer wieder stehen, lassen sich Zeit und sind
entspannt. Das ist doch wunderbar. Und ich bin mir sicher, dass es gerade für die Gastronomie hier am Marktplatz sehr rentabel ist.“ Eine Vermutung, die Eddy Hanné bestätigt: Der Kellner des
Cafés und Restaurants Miebachs gesteht zwar, dass er die Musik nur am Rande mitkriege, da sein Fokus auf seinen Gästen liege. „Aber ich weiß, dass sich viele extra wegen der Musik hier bei uns
hingesetzt haben. Mir sind nur positive Reaktionen zu Ohren gekommen.“
Das Straßenmusikfest hat seine Feuerprobe somit bestanden, zumal auch das Wetter einigermaßen mitspielte. Ab 19 Uhr verlagerte sich das Geschehen dann an den Alten Zoll, wo das Popcamp des
Deutschen Musikrats das Trio Coucou sowie die faszinierende Bautzener Band Strandlichter präsentierte. Für den Abschluss des Tages sorgte schließlich die World Beat Party auf der MS
Beethoven.
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